Interessantes Setting, leider sehr stereotype Charaktere

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aduja85 Avatar

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In Zeitbrand: Genesis entwirft Eryx Vail eine Welt, die tief gespalten ist. Die mittelalterlichen Reiche Thalmark und Korlandia stehen sich unvereinbar gegenüber. Die Korlandier wertschätzen die Gleichheit und Gemeinschaft, die Thalmarkier dagegen den Markt und die Leistung. Damit stellen sie einen kommunistischen und einen kapitalistischen Staat dar. Dieses Setting und die Ausgestaltung fand ich auch durchaus interessant.
Allerdings habe ich mich sehr an der Ausarbeitung der Figuren gestört. Ich hatte immer das Gefühl einem Haufen Stereotypen zuzuschauen und keinen echten Charakteren mit Ecken und Kanten und einer Hintergrundgeschichte, die die aktuelle Lage und die Einstellung jedes Einzelnen wirklich erklären würde.
Rhea zum Beispiel fand ich als Hauptfigur erst sehr interessant. Sie wird als Charakter eingeführt, der seinen Stand gegen patriarchale Strukturen verteidigen muss. Letztendlich sieht man diese Strukturen aber gar nicht. Stattdessen bekommt man einen Charakter präsentiert, der sich an Macht berauscht und dabei über Leichen geht. Zwischenzeitlich habe ich mir echt gewünscht, dass ihr Drache sie einfach frisst. Erst in den letzten 50 Seiten bekommen wir ein wenig ihrer Hintergrundgeschichte präsentiert, die durchaus interessant sein könnte. Aber immer noch fehlt die wirkliche Darstellung ihrer sozialen Situation und wie andere Menschen mit ihr umgehen.
Ähnliches gilt für alle anderen Figuren. Einige scheinen nur dafür vorzukommen, um die Grausamkeit beider Systeme aufzuzeigen. Allerdings scheint sich keine Person wirklich mit den Fehlern der jeweiligen Gesellschaft auseinander zu setzen. Thalmarker schimpfen auf Korlandier, und umgekehrt. Da hört die Auseinandersetzung aber auch schon auf. Erst in den letzten 50 Seiten kommen ein paar Charaktere darauf, diese strikte Trennung in Frage zu kommen.
Abschließend kann ich sagen, dass die Grundzüge der Welt und der Charaktere interessant ausgearbeitet sind. Allerdings bleibt der Roman auf dem Level von Stereotypen und konnte mich daher überhaupt nicht begeistern.