Nicht die Geschichte, die ich erwartet habe

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finchen Avatar

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Der Klappentext hat mich etwas in die Irre geführt, denn ich habe eine klassische, wenn auch düstere Drachengeschichte mit epischem Weltenbau erwartet. Bekommen habe ich aber eine kompromisslos brutale, provokante und sehr düstere Fantasy, die mich teilweise mehr abgestoßen als gefesselt hat.

Die Idee mit den Lebensjahren als Währung fand ich wirklich spannend und auch das Magiesystem sowie die religiösen Strukturen hatten großes Potenzial. Leider konnte mich die Umsetzung nicht abholen.

Das größte Problem für mich waren die vielen Perspektiven und Figuren. Es wurden so viele Charaktere eingeführt, dass ich irgendwann den Überblick verloren habe, und fast alle waren mir zutiefst unsympathisch. Rhea und Leycon sind beide machtbesessen, grausam und für mich nicht nahbar. Maeine hat sich durch ihre Naivität selbst disqualifiziert. Albenrion wirkte auf mich oft naiv bis blind. Einzig Nuvy war für mich ein Lichtblick: stark, realistisch und die einzige Figur, mit der ich mitfühlen konnte.

Die Brutalität war stellenweise schwer auszuhalten – Folter, Erniedrigung, Missbrauch, Erniedrigung von Frauen bis hin zu sehr verstörenden Szenen. Natürlich gehört Härte in Dark Fantasy, aber hier war es mir zu einseitig düster, ohne Lichtmomente, Hoffnung oder kleine Ankerpunkte, die das Ganze erträglicher machen.

Das Buch hat starke Ansätze, einen tollen Schreibstil und eine interessante Grundidee. Für meinen persönlichen Lesegeschmack war es jedoch zu viel Brutalität, zu viele Figuren und zu wenig emotionale Bindung. Ich habe mich mehrfach dabei ertappt, kurz davor zu sein, das Buch abzubrechen.

Fazit: Mutig, provokant und gesellschaftskritisch – aber nicht die Geschichte, die ich mir vom Klappentext erwartet hatte. Für Leser:innen, die kompromisslos düstere Fantasy mit verstörenden Elementen suchen, sicher interessant. Für mich leider nicht das richtige Buch.