Achterbahn.

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Jenifer Becker - Zeiten der Langeweile
Mila, dreißig, geht offline. Zu groß ist plötzlich die Angst vor der öffentlichen Sichtbarkeit. Jede gelöschte Spur im Netz ist ein Akt der Befreiung, gleichzeitig gelingt es Mila nicht, sich einzureden, dass die neue Yogaroutine erfüllender ist als der morgendliche Smartphonecheck. Die nostalgisch wiederentdeckte Langeweile wird schnell zu tiefer Einsamkeit. Sie teilt ihr Leben nicht mehr, aber niemand teilt es jetzt so richtig mit ihr, seit ihr Lebensstil mehr Gemeinsamkeiten mit dem von Emily Dickinson als dem ihrer alten Freundinnen hat. Doch der Drang, den schwerelosen Zustand vollkommenen Verschwindens zu erreichen, wird immer zwanghafter.

Ein Leseerlebnis mit vielen Aufs und Abs.
Der Roman von Jenifer Becker rüttelt wach, tut weh und lässt einen verzweifeln. Gleichzeitig unterhält er gut und regt zur Reflexion an.
Gut gelungen ist die nahbare Darstellung der Protagonistin. Zu Anfang tauchen die Leser:innen gut in die Lebensrealität ein, Handlungen und Gedankenstränge sind nachvollziehbar dargestellt. Mit vielen Meinungen kann man mitgehen.
Im Verlauf wird der gesamte Umgang mit der Internetabstinenz deutlich abgedrehter. Sie verstört und schreckt die Lesenden zunehmend ab.
Zugegeben mich konnte das Buch nicht überzeugen und ich war froh, als ich mich durchgekämpft hatte.
Nichts desto trotz kann man es als Gesamtwerk auf eine bestimmte Art als gelungen betrachten. Denn wenn man den Roman als überspitzes Kunstwerk mit der Intention einer übergeordneten Kritik betrachtet, ist es definitiv mehr als gelungen.