Entgiftung

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heroemil Avatar

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Um es vorweg zu nehmen, „Zeiten der Langeweile“ ist ein eher bedeutungsloses Buch.
Die Protagonistin ist Mila, die sich mutwillig in den Zustand der Langeweile versetzt, indem sie sich aus der Welt der doch recht turbulenten Medien einfach abmeldet. Sie, die bis dato ihr Leben mithilfe irgendwelcher Apps organisierte und Kontakte nur über die sozialen Medien wie Facebook, Twitter und Co aufrechterhielt, ist ab sofort praktisch von der Außenwelt abgeschnitten. Doch die Abnabelung führt zu der Erkenntnis, dass das Internet sie nicht so schnell loslässt. Immer wieder stößt sie auf Spuren ihrer Vergangenheit, die zu löschen die einzige Aufgabe in ihrem Leben zu sein scheint. Eine Erfahrung, die sicher schon viele Leserinnen und Leser gemacht haben.
Das totale Verschwinden aus dem bisherigen digitalen Dasein erfordert selbst auferlegte Regeln und wird allmählich zu einem quälenden Verhalten. Schnell stellt sie fest, dass der Verzicht auf persönliche Begegnungen zur ungewollten totalen Einsamkeit führt.
Letztendlich plätschert die Geschichte aber mehr oder weniger vor sich hin. Spannung erzeugt lediglich die Erwartung der Erkenntnis, dass die Protagonistin ihre kompromisslose Entscheidung revidiert und entsprechend ihres beruflichen Werdegangs zu einer völlig neuen Lebenseinstellung kommt und sinnvollere Aufgaben wahrnimmt. Schließlich handelt es sich bei Mila um eine Frau mit akademischer Bildung von der man durchaus mehr Selbstreflexion erwarten kann.
Der Schreibstil ist flüssig und der Text ist übersichtlich gegliedert. Nur die mir nicht immer geläufigen Anglizismen aus dem IT-Jargon haben den Lesefluss erheblich gestört.
Für Leserinnen und Leser, die einen Hang zur Schadenfreude haben, ist das Buch von Jenifer Becker vielleicht interessant, mich hat es letztendlich nur gelangweilt.