Gar nicht meins

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sarahs_world_of_books Avatar

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Mila ist 30 und krempelt ihr Leben komplett um. Ihre Stele an einer Uni läuft aus und sie beschließt vorerst eine Auszeit zu nehmen. Außerdem hat sie wahnsinnige Angst vor einem Shitstorm im Netz, für den es im Übrigen nicht den geringsten Anlass oder Grund gibt, und entschließt sich auf SocialMedia zu verzichten. Was anfangs als Experiment startet, geht nach und nach in eine Obsession über. Sie löscht alle Spuren im Netz, meldet sich von sämtlichen Websites und Streamingdiensten ab, meidet öffentliche Räume (zwecks der Gefahr ungewollt auf einem Foto zu erscheinen) und entfernt zuletzt sogar alle technischen Geräte die Strahlung aussenden können.
Nach dem Austieg aus SocialMedia wird ihr schnell langweilig, sie weiß nichts mit sich anzufangen, vereinsamt, da es ihr schwer fällt mit Leuten in Kontakt zu bleiben und ist schlussendlich gefangen in ihren Vorstellungen, in der die Welt des Internets einfach nur noch unglaublich gefährlich ist.
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Ich hab mich sehr auf das Buch gefreut. Die Leseprobe fand ich super spannend, der Stil hat mit zugesagt und das Thema ist interessant.
Nun ja, leider war der Titel für mich dann Programm, denn ich hab mich streckenweise arg gelangweilt. Mein Lesetempo war so langsam wie sonst nie und ich musste mich schon ein bisschen zwingen weiter zu lesen.
Dies lag zum einen sicherlich daran, dass ich mich mit der Protagonistin Mila nicht im Geringsten identifizieren konnte. Sie ist die ganze Zeit gelangweilt, bemitleidet sich selbst, gibt zeitweise anderen die Schuld für ihre Lage und ich dachte mir oft: Dann tu halt was dagegen… Such dir einen Job, such dir ein Hobby, mach irgendwas… Wahrscheinlich bin ich einfach auch die falsche Zielgruppe. Mila und mich trennen fast 10 Jahre und so hab ich zwar auch den ein oder anderen Account irgendwo, nutze es aber bei weitem nicht so intensiv. Ich bin da nicht so reingewachsen wie sie und damit auch nicht so verwurzelt in der digitalen Welt.
Durch meinen Beruf weiß ich sehr genau um die Gefahren des Netz und bin teilweise erschüttert darüber, wie freizügig manche Menschen mit ihren Daten umgehen, von daher kann ich die Beweggründe von Mila zum Teil nachvollziehen, weiß aber auch, dass die Technik nicht nur Fluch ist und ein sorgsamer Umgang damit auch hilfreich sein kann. Überdies denke ich, dass ein Leben, ohne irgendwelche Spuren zu hinterlassen gänzlich unmöglich ist oder wie in Milas Fall in einem panikgesteuertem Zwangsverhalten endet, dem jegliche Reflexion fehlt.
Ein paar Verschwörungstheorien und bisschen Queerdenkertum in Form von Milas Bruder sind auch noch mit von der Partie. In meinen Augen ziemlich unnötig, nur die dahingehende kritische Auseinandersetzung mit Telegram fand ich bereichernd (wenn auch nicht neu) für die Thematik.
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Im Fazit: Sprachlich war es top, die Autorin weiß mit Worten umzugehen. Thematisch war es wider Erwarten nicht meins.
Wie immer gilt: Macht euch gern selbst ein Bild. Ich denke viele werden es sehr mögen… für mich war es nix.