Langwierig

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
eckenmann Avatar

Von

Jenifer Beckers Romantagebuch "Zeiten der Langeweile" als ein Produkt des Hanser-Verlages habe ich gern und interessiert in die Hand genommen.
Das Thema an sich ist schon spannend und reizvoll.
Auf knapp 240 Seiten begleite ich die Ich-Chronistin Mila dabei zugleich auch auf einer Reise in die jüngste für uns alle auch gesellschaftlich beklemmende und distanzierende Zeit.
Das digitale Verwoben- und Vernetz-Sein mag nicht nur für die Generation der fast mittdreißigjährigen Protagonistin mit akademischem Abschluss und Promotion Verheißung und Faszinosum sein. Gleichzeitig sehe ich Trends aufgezeigt und Ausgeliefertsein beschrieben.
Digitale Spurenlösche und Rückzug beziehungsweise Innehalten finde ich seitenweise sehr detailliert, anschaulich und beklemmend gefasst.
Ein wenig sehe ich gleichzeitig ein Erstaunen oder gar Erschrecken verbunden, wie abhängig wir mittlerweile im medialen Miteinander von Medien und Mechanismen geworden sind...

Es ist schon anstrengend, den Geschehnissen, die sich um all die Bemühungen der jungen Ich-Erzählerin drehen, zu folgen.
Dabei bleibt mir diese nach anfänglicher Nähe und Verständnis doch irgendwie fremd - und ich mag und kann mich nur bedingt auf sie einlassen.
So sehe ich ihr aus relativer Distanz zu und habe dabei das Gefühl, dass sie ausweicht und flieht und die Gefahren des Internets übertreibt und sich nicht auf die Chancen einlassen kann. Mila dreht sich in einem Kreis, ich sehe ihr im weiteren Verlauf der Beschreibungen ihres Ausstiegs nicht mehr so fasziniert wie im ersten Kapitel zu. Ein wenig geht ihr dabei wohl auch die Puste aus, das Ende bleibt offen und vage.
Sprachlich fasst die Autorin Milas Gedanken, Geschehnisse und Erlebnisse durchaus sehr eindrucksvoll, größtenteils gefällt mir ihr Schreibstil.