Nabelschau

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gabriele 60 Avatar

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Eigentlich hört es sich gut an, einmal aus dem System auszusteigen, weil wir festgestellt haben, wie süchtig uns die digitalen Medien machen. Wer wünscht sich nicht ab und zu, ein wenig gemäßigter mit dem „Stoff“ umzugehen?

Wer dieses Buch aufschlägt, erkennt sich selbst und ist bestimmt davon überzeugt, nicht ganz so süchtig wie die Ich-Erzählerin zu sein. Während sie versucht, ihre Präsenz im Netz völlig zu löschen, treten so manche Probleme auf:

„Erst in meinem digitalen Erinnerungsprozess fiel mir auf, wie komplex es teilweise sein konnte, Inhalte verschwinden zu lassen. Meinen eigenen Content zu löschen war überwiegend einfach, solange ich die Passwörter zu den jeweiligen Accounts herausfinden konnte und mich an die E-Mail-Adressen erinnerte.“

Wenn man das Buch liest, wundert man sich, wie viel Zeit Mila in den sozialen Medien und auf diversen Internetforen verbracht hat. Da stellt sich dann die Frage, ob sie überhaupt noch Zeit für ihre Arbeit aufbringen konnte. Doch erst jetzt, während sie sich aus der digitalen Welt zurückzieht, gibt sie ihre Arbeit auf und stellt sich darauf ein, in nächster Zeit von ALG I zu leben. Dafür streamt sie jetzt alle möglichen Dokumentationen.

„Seit ich nicht mehr ins Fitnessstudio ging und alle Events mied, von denen ich überhaupt etwas mitbekam, erschienen mir die Tage wie Aufnahmen in Super Slow-Motion, 8k Ultra HD.“

Ich fand es schrecklich langweilig, sie in jeder Minute ihres Tagesablaufs begleiten zu müssen. Vor allem, da sie nichts mit ihrer Zeit anzufangen wusste, sondern sich mit alten DVDs auf ihrer Couch räkelte. Nicht einmal ihr Hang zu alten, technisch längst überholten Abspielgeräten konnte mich während der Lektüre aufheitern. Ganz im Gegenteil: ich fand es schrecklich zu lesen, wie ihre Panik, irgendwo fotografiert zu werden, sie immer weiter in die Einsamkeit trieb. Durch ihren Ausstieg schnitt sie sich selbst von der Welt ab. Die fehlenden Informationen darüber, was in der Welt los ist, machten sie so ängstlich, dass sie am liebsten einen Aluhut aufgesetzt hätte.


Für mich hatte dieses durchaus zeitgemäße Buch keinen Mehrwert. Was interessiert mich, was sie sich wo für Essen bestellt? Oder dass sie die Emails von ihrer Oma oder ihrem Bruder erst nach drei Wochen öffnet? Zwar konnte ich hier und da auflachen, aber das alleine machte das Buch für mich nicht lesenswert. Die Ziellosigkeit und das nichts mit sich anfangen können, nervten mich nur.

Fazit: Zeitverschwendung!