Schockierende Entwicklung einer jungen Frau

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jacky1304 Avatar

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Mila, Mitte 30 aus Berlin, entschließt sich ihre Präsenz auf Social-Media erst radikal zu minimieren und anschließend digital komplett „verschwinden“ zu wollen. Was mit dem Löschen zahlreicher Accounts und Mailadressen beginnt, spitzt sich zunehmend zu: das Smartphone muss weg, der Computer wird nur noch zu festen Zeiten eingeschaltet, der Fernseher bleibt aus. Das Zuhause wird zum Lebensmittelpunkt, damit niemand sie in der Öffentlichkeit filmen/fotografieren kann. Mila scheint nach und nach die Kontrolle zu verlieren und driftet ab in einen Fanatismus mit dem ich zu Beginn des Buches nicht gerechnet habe.

Die Grundthematik hat mich sehr angesprochen. Verbringen wir nicht alle viel zu viel Zeit am Handy und im Internet? Jede Woche, wenn die Analyse meiner Bildschirmzeit aufploppt, frage ich mich, warum ich diese Zeit nicht anders genutzt habe.
Viele Ansätze von Mila konnte ich deshalb gut nachvollziehen - zumindest im ersten Drittel des Buches! Die Bildschirmzeit reduzieren, mehr in der Realität leben, nicht beim Essen TV konsumieren etc. Aber was nach und nach passiert, fand ich wirklich erschreckend und hat in mir sehr viel Mitleid aufkeimen lassen.
Die Autorin schafft es gekonnt aktuelle Themen wie den Ukraine-Krieg und die Corona-Situation in den Roman einzubinden. Milas Gedanken diesbezüglich waren für mich oft nachvollziehbar und für die Entwicklung der Geschichte ungemein wichtig. Ebenso spannend fand ich die Nebencharaktere wie den Bruder, der seine ganz eigene Corona-Einstellung hat, oder die beste Freundin, die nach und nach den Zugang zu Mila verliert.
Wie sich jemand so sehr von der Außenwelt abkapseln kann, „nur“ weil er digital nicht mehr auftauchen möchte, hat mich sehr beschäftigt.

Auch wenn ich zu Beginn schwer in die Geschichte reinkam, muss ich sagen, dass mich das Buch beeindruckt und sehr nachdenklich gemacht hat. Ich finde die Lektüre wichtig und würde sie gerne weiterempfehlen.