Überhaupt nicht langweilig

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bubobubo Avatar

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Dieses Buch hat mich von Anfang an fasziniert und in seinen Bann gezogen, obwohl es anfangs einen etwas langweiligen Eindruck hinterließ. Doch nach und nach entfaltete sich eine Geschichte, die mich nicht mehr losließ und mich bis zur letzten Seite in ihren Sog zog.
Mit der Protagonistin Mila, die anfangs den Entschluss fasst, jede Spur ihrer Existenz im Internet zu tilgen, konnte ich ziemlich gut mitfühlen, da ich wie sie in einem ähnlichen Alter bin und mit der digitalen Welt erwachsen geworden bin.
Im Verlauf des Buches wird deutlich, dass es beinahe unmöglich ist, in der heutigen Welt, ohne die Technologien zu existieren, die vor einigen Jahren noch nicht zum Alltag gehörten. Das Buch verdeutlicht, wie stark wir von der Digitalisierung abhängig geworden sind, und wie tief sie in unser tägliches Leben eingedrungen ist.

Die Hauptfigur des Buches, Mila, erscheint mir aufgrund ihrer beruflichen Ausrichtung und ihrem exzessiven Medienkonsum als paranoid und einsam. Ihre Einsamkeit scheint durch das Smartphone zwar kaschierbar zu sein, besonders während der Pandemie. Doch in Milas Fokus wird deutlich, wie bedroht sich der moderne Mensch fühlen kann und wie sehr er danach strebt, Ordnung in sein digitales Leben zu bringen.

In diesem Roman regt Jenifer Becker zum Nachdenken über zahlreiche Themen an, darunter Privatsphäre, Konsumverhalten, Sinnfindung und Freundschaft. Lösungen und Antworten werden nicht vorgekaut, sondern müssen vom Leser selbst gefunden werden. Ich persönlich habe das Buch förmlich verschlungen und finde es umso besser, je länger ich darüber nachdenke. Von Langeweile keine Spur! Allerdings ist es von Vorteil, wenn man sich in der digitalen Welt auskennt, mit ihrer Sprache und ihren Themen.
Für mich war dieses Buch ein düsteres, jedoch äußerst fesselndes und intellektuell anspruchsvolles Leseerlebnis, trotz seiner gemächlichen Erzählweise. Eine klare Empfehlung!