Im Hotel der verlorenen Zeit

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kimski Avatar

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Wenn ich an „Zeitloses Grauen“ denke, denke ich nicht zuerst an Handlung oder Figuren. Ich denke an dieses bestimmte Kribbeln, wenn du eine Seite umblätterst und dein Herz kurz aussetzt, obwohl eigentlich nichts passiert ist.
S. F. Kraft hat das bei mir ausgelöst.

Ich war sofort gefangen von diesem alten Hotel. Dieses goldene Flimmern der Zwanziger, das so elegant wirkt, dass du fast vergisst, wie brüchig es darunter ist. Es erinnerte mich ein bisschen an diese Momente im eigenen Leben, in denen man versucht, alles glänzen zu lassen – obwohl man längst ahnt, dass etwas nicht stimmt.

Und dann dieses langsame, leise Kippen.
Nicht laut, nicht mit Knalleffekt – sondern wie ein Licht, das flackert und plötzlich aus ist.
Ich mag das. Ich mag, wenn Horror nicht schreit, sondern atmet. Wenn er dir zeigt, dass das Grauen nicht draußen lauert, sondern in den Zwischenräumen – in Erinnerungen, in Dingen, die du lieber vergessen würdest.

Beim Lesen war ich manchmal unruhig. Ich hab das Buch zwischendurch weggelegt, nicht weil es schlecht war, sondern weil es mich zu nah berührt hat. Es hat mich an Verlust erinnert. An das, was Zeit mit uns macht.
Und an die Vorstellung, dass manche Dinge nicht vergehen, egal wie sehr du dich bemühst.

Als ich fertig war, hab ich eine Weile einfach nur dagesessen. Keine Angst, kein Schock – eher so ein stilles Frösteln. Dieses Gefühl, dass du etwas gesehen hast, das du nicht ganz begreifen kannst. Und dass es genau deshalb schön war.

Wenn ich ehrlich bin, ist das Buch für mich kein „Horrorroman“.
Es ist eine Erinnerung daran, dass Vergänglichkeit selbst etwas Unheimliches hat.
Und dass das, was wir „Zeitlosigkeit“ nennen, vielleicht gar kein Geschenk ist – sondern ein Fluch.

„Zeitloses Grauen“ ist kein Buch, das man einfach liest – es ist eines, das man spürt.
S. F. Kraft erzählt Horror nicht durch Blut und Schreie, sondern durch Atmosphäre, Erinnerung und das Gefühl, dass Zeit selbst zur Bedrohung werden kann.
Das Buch hinterlässt kein lautes Entsetzen, sondern ein leises Frösteln, das bleibt – schön, melancholisch, unheimlich.

Kurz gesagt:
👉 Ein stiller, poetischer Horrorroman über Vergänglichkeit, Schuld und das, was zwischen den Sekunden lauert.