Zwei/Eins/Zwei

Viola und Isolte, eineiige Zwillinge benannt nach den berühmten Frauen aus der Literatur, wachsen bei ihrer alkoholkranken Hippie-Mutter in einer Art Kommune im Wald von Suffolk auf. Die wilde Kindheit endet jedoch mit einem schlimmen Ereignis, aufgrund dessen die beiden Mädchen fortan bei ihrer Tante Hettie in London leben müssen. Um was es sich handelt, wird noch nicht preisgegeben. Man erfährt lediglich, dass beide Mädchen mehrfach von der Polizei verhört werden. Während Isolte, genannt Issy, sich gut in das neue Leben, die neue Schule und die neue Situation einfügt, gibt sich Viola nicht die geringste Mühe dies zu tun. Sie rebelliert, zieht sich zurück, verändert ihr Äußeres bis zum kahl rasierten Schädel. Und sie erkrankt an Magersucht. Während Issy, die als die Stärkere der beiden Mädchen gilt, ein scheinbar normales Leben führt, ist das von Viola geprägt von Therapien und Krankenhausaufenthalten.
Viola erzählt, wohl während sie im Krankenhaus liegt, in der Gegenwart aus der Vergangenheit, von ihrer Kindheit, von glücklichen Tagen des Schule schwänzens, als sie die ebenfalls eineiigen, rothaarigen Zwillingsjungen Michael und John treffen. John vermisst Viola nach dem Umzug besonders, wie sich im Brief zeigt den sie an ihn formuliert. Kapitel über Issy und ihr Leben werden von einem unabhängigen Erzähler in der Vergangenheit berichtet. Hier geht es vielfach darum, dass Issy ihren Zwilling, der ihr doch immer so ähnlich war, nicht mehr als Spiegel wahrnimmt oder wahrnehmen kann. Auch Viola fühlt sich in ihrem geschundenen Körper nicht wohl, ändert aber nichts an ihrer Lage.
Was ist geschehen, dass die Mädchen so unterschiedlich verarbeiten? Zeigt Violas Lebensweise das, was Issy verdrängt? Steht Viola für das, was durch ein schreckliches Ereignis auch in Issy kaputt gegangen ist?
Ein düsterer Roman, gleichzeitig ergreifend und interessant gemacht.