Die Verbrechen der Vergangenheit

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In „Zeugin der Toten“ stellt uns Elisabeth eine ungewöhnliche Heldin vor: die Tatortsäuberungskraft Judith Kepler, im Fachjargon Cleaner genannt. Die Tatorte der Verbrechen sind die Orte, an denen sie ihr Tagewerk verrichtet, nämlich die Wiederherstellung der Bewohnbarkeit der Wohnungen, in  denen Verbrechen verübt wurde. Doch bei einem Einsatz ist alles anders: Zufällig fällt ihr bei der Reinigung einer Wohnung ein Briefumschlag aus der ehemaligen DDR in die Hände und beim Öffnen stellt Judith fest, dass der Inhalt des Briefes ihre eigene Heimakte aus einem Erziehungsheim in Sassnitz ist. Für Judith bricht eine Welt zusammen und sie muss erkennen, dass alte Mächte verhindern möchten, dass die Wahrheit über bestimmte Geschehnisse in der DDR ans Tageslicht kommen.

Derweil versucht der Ex-BND-Agent Quirin Kaiserley, die von einer Informantin versprochen Mikroverfilmungen der Rosenholz-Dateien aufzufinden, die die Wahrheit über die ehemaligen DDR-Agenten in der Bundesrepublik Deutschland enthüllen. Auch Kaiserley muss erkennen, dass die Verbrechen der Vergangenheit auch heute noch nachwirken und  einige Personen in hohen Positionen am liebsten die Geschichte der DDR-Geheimdienste vergessen machen wollen.

Schon bald kreuzen sich die Wege des Ex-Agenten und der Cleanerin und Judith Kepler muss entdecken, dass sie persönlich wohl viel tiefer in die ehemaligen Geschehnisse eingebunden ist, als ihr lieb ist …

Ich hatte bis dato noch kein Werk der jungen Krimiautorin Elisabeth Herrmann gelesen, was insofern nicht schlimm ist, da es zu „Zeugin der Toten“ kein Vorgängerbuch gibt und man sich einfach ohne Vorwissen auf die Geschichte einlassen kann. Herrmann hat eines der wohl undurchsichtigsten Kapitel deutsch-deutscher Vergangenheit in die Mitte ihres Romans gerückt und zeigt mit ihrem Werk eindrucksvoll, dass auch heute, da wir erst groß 20 Jahre Mauerfall gefeiert haben, noch einiges im Dunklen liegt und dass die Spionagegeheimnisse von BRD und DDR bis heute nachwirken. Mit Judith Kepler hat Herrmann einen außergewöhnlichen Charakter kreiert, der mich auf jeden Fall fasziniert hat. Auch kann die Geschichte nicht nur durch Charaktere sondern auch durch den Inhalt glänzen und hat mich durch die durchgängige Spannung dazu gebracht, dass Buch innerhalb von zwei Tagen auszulesen!

Fazit: Mit „Zeugin der Toten“ hat Elisabeth Herrmann für mich den Beweis erbracht, dass man in Deutschland auch packende Krimis erzählen kann, die sich nicht zwangsweise in die Regio- und Serienkillersparte einordnen brauchen. Für mich ist das Buch bereits jetzt eines meiner Highlights des Jahres 2011!

Bücher sind wie Schiffe, die das Meer der Zeit durchsegeln (Francis Bacon)