(Für mich) überraschend, aber nicht schlecht

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nordlicht Avatar

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**Kurzbeschreibung (amazon)**

Spuren eines quälend langsamen Todes, Blutlachen wie Seen, Hände, die verzweifelt Halt suchen. Judith Kepler hat viel gesehen. Sie wird gerufen, wenn die Spurensicherung geht. Sie macht aus Tatorten wieder bewohnbare Räume. Sie ist ein Cleaner. In der Wohnung einer grausam ermordeten Frau begegnet sie ihrer eigenen Vergangenheit. Die Tote kannte Judiths Geheimnis. Unter mysteriösen Umständen war Judith als Kind in ein Heim gebracht worden. Herkunft unbekannt. Immer im Schatten dabei, die Staatssicherheit. Als Judith Fragen zu stellen beginnt, gerät sie in das Visier mächtiger Gegner.

**Eigene Meinung**

_Inhalt_

Die "Cleanerin" Judith Kepler stößt in der Wohnung einer Ermordeten auf ihre eigene Akte aus dem DDR-Kinderheim "Juri Gagarin", in dem sie vom 5. bis zum 15.Lebensjahr untergebracht war. Sie ist erschüttert darüber, dass diese Dokumentation  ihrer unschönen Kindheit nicht wie erwartet seit der Wiedervereinigung im Reißwolf gelandet ist und sie setzt alles daran, herauszufinden, wie die ermordetete Frau an ihre Akte gekommen ist. Außerdem will sie die verschütteten Erinnerungen an ihre ersten fünf Lebensjahre wachrütteln und etwas über ihre Eltern in Erfahrung bringen.
Im Laufe ihrer Ermittlungen zeigt sich, dass Judiths Familie in die gegenseitige Spionage zwischen DDR und BRD verwickelt war, ihre Untersuchungen bescheren ihr allerhand Aufregung und lebensgefährliche Situationen, da es immer noch Menschen gibt, die bestimmte Vorgänge aus der Zeit des Kalten Krieges nicht  aufgedeckt sehen wollen.

_Aufbau_

Der Prolog ist in den Achtziger Jahren angesiedelt. Die fünfjährige Judith - damals hieß sie noch anders- kommt unter mysteriösen Umständen ins Kinderheim und bekommt eine neue Identität verpasst. Der Hauptteil des Romans spielt in der Gegenwart, Judith ist inzwischen Mitte Dreißig und arbeitet nach einer "abgeschlossenen" Drogenkarriere als Cleanerin. Kürzere Rückblicke in die Vergangenheit sind immer wieder in die laufende Romanhandlung eingeflochten.

_Persönliche Beurteilung_

Nach dem Klappentext und der Leseprobe erwartete ich einen Krimi/Thriller, der im forensischen Milieu spielt (weitergehende Ermittlungen, die sich aus dem Zustand der zu reinigenden Wohnungen von Toten ergeben). Dies ist überhaupt nicht zutreffend. Es handelt sich hier um einen sehr komplex aufgebauten Spionageroman, den man schon aufgrund der verwickelten Beziehungen der zahlreichen Romanfiguren mit großer Konzentration und angepasstem Tempo lesen muss. Ich tat mich etwas schwer, weil ich bei Spionage- und Gegenspionagethemen nicht immer vollkommen durchblicke.
Trotz gewisser Verständnislücken fand ich den Roman aber recht fesselnd, was nicht zuletzt an der Actionlastigkeit einiger Abschnitte und dem wirklich gelungenen, flüssigen Erzählstil der Autorin lag.

_Fazit_

Wer sich für Spionage im Allgemeinen und das Verhältnis von DDR und BRD zueinander in den Achtziger Jahren interessiert, hat hier einen sehr ansprechenden, lesenswerten Roman vor sich. In der Erwartung, mehr über den Beruf eines Cleaners zu erfahren und einen gewöhnlichen Krimi schnell weglesen zu können, sollte man jedoch eher **nicht** an dieses Buch herangehen.
Auch wenn "Zeugin der Toten" nicht ganz _ **meinen** _ Erwartungen entsprach, werde ich die Autorin im Auge behalten.

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