Chaos trifft auf Ordnungsfimmel

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mythenmetzfan Avatar

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"Ziemlich beste Freundinnen" erzählt die Geschichten von zwei komplett verschiedenen Frauen, die beide mitten im Leben stehen und sich durch einen Zufall in einer Reha-Klinik kennen lernen.
Die eine ist Konstanze. Ärztin in einem Krankenhaus, Mann und zwei Kinder. Ihr Leben ist minutiös durchgeplant, nichts wird dem Zufall überlassen. Und dementsprechend hektisch läuft auch alles ab. Nie hat sie Zeit sich zu entspannen, immer muss alles im Eiltempo erledigt und vorausgeplant werden. Doch dann kommt der radikale Schnitt. Völlig unerwartet fällt sie in ihrem "eigenen" Krankenhaus die Treppe hinunter und erleidet einen komplizierten Beinbruch. Schon gleich nach der Operation will sie weiter in ihrem Leben herumhektiken, aber alle anderen können sie dann doch davon überzeugen, dass sie in einer Reha-Klinik ihr Bein erstmal langsam wieder an Bewegung gewöhnen muss. "Langsam", ein Wort, das bisher in Konstanzes Wortschatz überhaupt nicht vorkam. Wie sie diese völlig neue Erfahrung des Entspannens meistern wird, verspricht noch sehr interessant zu werden.
Die zweite Frau ist Jacqueline. Als ersten Einblick in ihr Leben erlebt der Leser sofort einen absoluten Tiefpunkt. Sie wirft ihren Freund aus der Wohnung, weil er eine Affäre mit ihrer Arbeitskollegin hat. Überhaupt geht in Jackies Leben mehr schief als gut. Als (mehr oder weniger alleinerziehende) Mutter von drei Kindern, mit etlichen Jobs und Nebenjobs ist ihr Leben alles, bloß nicht ordentlich und geplant. Sie liebt ihre Kinder abgöttisch, aber ob sie ihnen je ein ruhiges geordnetes Leben bieten kann oder Zeit für sie hat ist fragwürdig. Da kommt zu all dem Trennungschaos auch noch eine Art Hexenschuss aus heiterem Himmel hinzu. Sie kann sich nicht mehr bewegen, weis weder ein noch aus, da kommt glücklicherweise ausgerechnet der Mann zurück, den sie gerade noch hinausgeschmissen hat.
Nach den ersten beiden Kapiteln, in denen die beiden Hauptfiguren vorgestellt werden, erleben wir in den nächsten beiden mit, wie unterschiedlich die beiden ihre Ankunft in der Reha-Klinik aufnehmen. Jacqueline ist völlig begeistert. Für sie ist es wie in einem Hotel. Konstanze dagegen ist empört darüber dass sie als Privatpatientin kein Einzelzimmer bekommt und über die Unordnung. Da man aus dem "Klappentext" schon weiß, dass sich die beiden grundverschiedenen Frauen für die nächsten Wochen ein Zimmer teilen werden, ist man schon sehr gespannt auf die Entwicklung die die beiden durchmachen werden.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr schnell, passend zu dem Lebenstempo der beiden Hauptfiguren. Der Verlauf zwischen äußerer Handlung und gedanklichem Geschehen ist sehr verwoben, was dem Leser das Innenleben der Hauptfiguren sehr schön veranschaulicht.
Alles in allem eine schnelle, leicht, lustige Lektüre, die wohl auch ein wenig zum Nachdenken über das eigene Leben anregt.