Nichtstun üben......

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bücherkarin Avatar

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Nichtstun üben - das müssen Konstanze und Jacqueline gezwungenermaßen in einer orthopädischen Rehaklinik. Und das ist für beide äußerst schwierig - ja bis vor kurzem hätten sie noch gesagt - unmöglich!
Konstanze, die toughe Kardiologin, bewegt sich nur im Laufschritt durch´s Krankenhaus und auch durch ihr Leben mit Ehemann, zwei Kindern, Haushalt, Garten und einer Reihe selbst auferlegter Verpflichtungen. Sie ist der Meinung, alles muss perfekt durchorganisiert und erledigt werden, und sie ist die Einzige, die das beherrscht. Bei ihrer Rennerei hat sie einen komplizierten Beinbruch erlitten, und nun MUSS sie einfach innehalten.
Jacqueline, ein buntgeschminkter Paradiesvogel mit drei Kindern, vier Minijobs und wechselnden Männerbekanntschaften, bringt zwar nichts perfekt auf die Reihe, musste aber auch ständig in Bewegung sein, bis ein Bandscheibenschaden dies rigoros beendete.
Diese beiden Frauen, die gegensätzlicher nicht sein können, bekommen nun in der Rehaklinik ein Doppelzimmer. Spannung und Unfrieden sind vorprogrammiert.
Am Tisch 17 sitzen sie zusammen mit der älteren Irene, die zu vermitteln versucht, Günter, den nichts außer sein Essen interessiert und Theo, der sich zunehmend für Konstanze interessiert.

Der Leser gewinnt insgesamt einen guten Einblick in das oft anstrengende, aber auch entspannende und teils lustige Kur-Dasein.
Es ist amüsant, und stimmt teilweise auch nachdenklich, zu verfolgen, wie die beiden Frauen allmählich zu ziemlich besten Freundinnen werden, und durch ein gewisses Verständnis für die andere auch beginnen, ihr eigenes Leben zu überdenken. Konstanze geht sogar soweit, ihre ehe mit Philipp in Frage zu stellen (wobei auch dieser der Meinung ist, das zu Hause ohne Konstanze vieles einfacher und lockerer ist ).
Und auch Jacqueline erkennt, dass Mike nicht der Richtige für sie ist, sie tatsächlich nur ausnutzt und sie wirklich mehr aus ihrem Leben machen könnte. kosmetikerin wäre ihr Traumberuf..... Andererseits, sie will sich nicht von der "klugen Frau Dr." bevormunden lassen, will ihr Leben selbst bestimmen. - und schon ist der nächste Streit da!

Der Roman liest sich leicht und nett, eine richtige Entspannungslektüre. Dabei ist er nicht oberflächlich geschrieben, hat durchaus auch Nachdenkenswertes zum Inhalt. Neben den beiden Hauptpersonen sind auch alle anderen sehr gut charakterisiert, man kann sich Philipp und konstanzes Familie, den Tisch 17, aber auch Frau Unterkofer lebhaft vorstellen und ihre Handlungen verstehen.
die beiden Hauptpersonen machen eine riesige Entwicklung ihres Charakters und ihrer Lebensauffassung durch, die aber viel zu schnell und auch zu glatt verläuft, so dass sie mir etwas unglaubwürdig erscheint.
Heute noch spinnefeind - morgen schon beste Freundinnen - wäre schön, wenn es das in der Realität auch geben würde.