Zu distanziert

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amena25 Avatar

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Detective Frankie Sheehan ist noch sehr gezeichnet von ihrem letzten Fall, bei dem sie einen Mörder auf frischer Tat ertappt hatte und selbst schwer verletzt wurde. Nach wie vor hat sie unter Flashbacks und Panikattacken zu leiden, dennoch will sie unbedingt in den Polizeidienst im Dubliner Police Department zurückkehren.
Als die angesehene Wissenschaftlerin Eleanor Costello erhängt in ihrem Schlafzimmer aufgefunden wird, weist zwar einiges auf Selbstmord hin. Doch Frankie glaubt nicht daran und findet Hinweise, dass jemand bei Eleanor Costello war, als sie starb. Schon bald gibt es Hinweise, dass Costello häufig im Darknet unterwegs war und spezielle Vorlieben hatte.
Zu Beginn ist man als Leser etwas irritiert, da Frankie Sheehans Vorgeschichte so stark thematisiert wird, dass man glaubt, es müsse einen Vorgängerband geben. Den gibt es aber nicht! Und so versucht man, Frankies Verhalten, aber auch die Reaktion ihrer Kollegen nachvollziehen zu können, was allerdings der Konzentration auf den eigentlichen Fall, und leider auch der Spannung, abträglich ist. Frankie Sheehan bleibt einem eher fremd. Trotz der Ich-Perspektive und der dadurch unmittelbaren Darstellung ihrer Gedanken und Gefühle bleibt sie distanziert. Das Ende bietet zwar Dynamik und Spannung. Merkwürdig finde ich aber, dass sie, trotz ihrer Erfahrung, in solch eine Falle tappt.
Der Fall spielt zwar in Irland, allerdings wird dies außer durch trübes Wetter und häufige Pub-Besuche der Kollegen kaum spürbar. Schade, dass hier nicht mehr Landestypisches erkennbar wird. Für mich ist ,,Zu nah“ ein Thriller, den man lesen kann, aber nicht muss.