Generationen in Singapur

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elfe1110 Avatar

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„Versprich mir, dass du nicht so wirst wie ich.“ Dieser eine Satz der Mutter an ihre Tochter trägt sich durch den neuen Generationen-Roman von Balli Kaur Jaswal. Was ist in der Vergangenheit geschehen, das die Mutter so hart zu sich selbst werden lässt?

Die zehnjährige Pin lebt mit Mutter Jini und Vater in den 90er im multikulturellen Singapur. Die Punjabi-Familie lebt in einfachen Verhältnissen, Pin besucht als Stipendiatin eine christliche Elite-Schule, ist dort täglichen rassistischen und religiösen Auseinandersetzungen ausgesetzt. Zu ihrem Vater hat sie ein sehr liebevolles Verhältnis, ihrer Mutter steht sie mit gemischten Gefühlen gegenüber. Irgendetwas verschweigt diese ihr: Woher kommen ihre ständigen Ausschläge, warum ist sie der Großmutter und Tante gegenüber so ablehnend, was verbergen die Eltern vor ihr? Als dann die kranke Großmutter Nani-Ji bei der Familie einzieht, reißen alte Wunden auf, und die Familiengeheimnisse kommen ans Licht.

In zwei Zeitebenen ergründen wir Pins und Jinis Leben, die strengen religiösen und gesellschaftlichen Regeln, das Kastensystem und die patriarchalen Strukturen, die Entwicklungen und Unterschiede innerhalb der Generationen. Und das Ganze inmitten herrlichster Gerüche und Farben, kleinen Freuden und Hoffnungen auf eine bessere Zukunft.

Der Roman ist so farbenfroh und bunt wie das Buchcover, auch, wenn die Geschichte um Pin und ihre Familie durchaus tragisch ist. Aber die Autorin schafft es, in ihre Sätze und Gedanken immer wieder einen positiven Lichtblick, einen kleinen Zwinker einzubauen. Dazu die wunderbaren Einblicke in eine für mich eher wenig bekannte Kultur. Toll.

Kleiner Wehrmutstropfen: Mir persönlich waren einige Passagen zu langatmig und in sich wiederholend, so dass ich leider die ein oder andere Seite eher überflogen habe. Dafür war das Ende, die Auflösung sehr schnell. Das hätte ausgeglichener sein dürfen.