Ragnarök = Götterdämmerung" im beschaulichen Schleswig

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bücherkarin Avatar

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Ein wuderbarer Regionalkrimi!
Wohltuend: im Gegensatz zu vielen anderen Krimis spielen hier die polizeilichen Ermittler mit ihren eigenen vielfältigen Problemen keine Rolle. Kommissar Bendixen agiert nur am Rande - souverän und kompotent, ohne aber näher charakterisiert zu werden.

Auf "Tätersuche" begibt sich die Protagonistin Lucie, eine junge Architektin, die von Hamburg in das provenziale Schleswig gezogen ist, weil sie in der größten ortsansässigen Baufirma einen guten Job bekommen hat. Im Gitarrenunterricht freundet sie sich mit Fenja an, die ihr ständig von Ragnar Calliesen, dem Sohn von Lucies Chef vorschwärmt. Er und Fenja waren auf der Oberschule mal ein Paar, aber nun will er schon seit Jahren nichts mehr von ihr wissen. Da begeht Fenja aus Liebeskummer Selbstmord, sie stürzt sich von der Autobahnbrücke. Auf der Beerdigung lernt Lucie Malte kennen, ebenfalls ein Schulfreund von Fenja und ihr ehemaliger Tanzpartner. Malte äußert starke Zweifel am Selbstmord von Fenja.
Fenjas letzter Wunsch war es, dass Lucie Ragnar ihr Tagebuch übergeben soll. Lucie verspürt keinen Drang, es zu lesen, von den schwulstigen Liebesschwüren will sie gar nichts wissen. Zur Übergabe kommt es später als geplant, denn am ersten vereinbarten Treffpunkt ist wegen einer Bombendrohung alles abgesperrt. Kurze Zeit darauf erhält das Architekturbüro eine Bombendrohung. Richtet sich das alles gegen die Baufirma Calliesen, denn nicht alle in der Stadt finden die modernen Bauvorhaben gut und ins Stadtbild passend.
Malte, mit dem sich Lucie inzwischenn angefreundet hat, überredet sie dazu, gemeinsam Nachforschungen zu Fenjas Tod anzustellen. Vor ihnen steht die Frage: ist der Bombenleger auch der Mörder?
Malte hat den starken Verdacht, dass es Ragnar ist und Lucie spürt seinen unverhohlenen Hass auf ihn. Malte hat Fenja geliebt, aber die war ja voll auf Ragnar fixiert.
Bei einem Konzert, dass Lucie mit Ragnar besucht, werden von der Polizei Tütchen mit Sprengstoff sichergestellt.
Kurz darauf explodiert in der Fußgängerzone ein - glücklicherweise - unbewohntes Haus.
Das ist fast zu viel für diese friedliche Kleinstadt und natürlich auch für Lucie. Die hat mittlerweile bei ihren "Ermittllungen" erfahren, dass vor 10 Jahren Fenjas Eltern ums Leben gekommen sind, als deren Haus aufgrunmd eines Gasleck explodierte - war das ein Unfall, Selbstmord oder sogar Mord?
Und auch eine Bombendrohung hat es schon mal gegeben, im Gymnasium. Aber hier gesteht Ragnar selbst Lucie, dass er damals diesen Blödsinn gemacht hat.
Es ist für lucie zum Verzweifeln - beide Freunde sind als Bombenleger verdächtig, und Ragnar behauptet, es sei Malte, während dieser unbeirrt Ragnar als Täter sieht und ihn außerdem noch verdächtigt, Fenjas Mörder zu sein.
Lucie steckt mittendrin und bringt sich damit selbst in größte Lebensgefahr.

Es geht in diesem Roman sehr turbulent zu, nicht nur, dass die beschauliche Stadt ständig in neue Aufregung gerät, auch Lucies Ermittlungen verlaufen sehr turbulent. Kaum glaubt sie, etwas konkret zu wissen, spricht schon wieder etwas dagegen und es kommen ständig neue Verdachtsmomente dazu. Und vordergründig sind da diese gegenseitigen Verdächtigungen von Malte und Ragnar, die früher sogar mal Freunde waren. Man muß schon manchmal sehr aufpassen, dass man den Faden nicht verliert.
Die Hauptpersonen sind treffend charakterisiert, man kann sich gut in Lucie hineinversetzen, auch wenn ich nicht alles gutheißen konnte, was sie getan hat. Auch von Malte und Ragnar kann man sich gut ein Bild machen, die restlichen Personen bleiben blaß.
Im Gegensatz zur turbuleneten Handlung - aber natürlich damit im zusammenhang stehend, steht die ruhige und liebevolle Beschreibung von Schleswig und Umgebung. Man riecht beim Lesen förmlich die Schlei und sieht die in der Sonne strahlende Uferlandschaft vor sich. Der Roman ist auch eine gute, unaufdringliche Werbung für Schleswig, die Stadt am Ostseefjord.
Das Cover stimmt wunderbar auf den Roman ein, unten die altmodischen Häuser, die friedlich am Ufer stehen, aber darüber braut sich ein Unheil zusammen.