Wo ist der Zündstoff?

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wolfhound1 Avatar

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Lucie, eine Architektin, zieht ins beschauliche Schleswig, um für den dortigen Bauriesen zu arbeiten. Noch hat sie nicht viel Anschluss gefunden. Deshalb trifft sie es um so mehr, als ihre bisher einzige Freundin Fenja Selbstmord aus unerfüllter Liebe begeht. Während der Beerdigung lernt Lucie nicht nur Fenjas Tante und einzige Verwandte kennen, sondern auch ehemalige Schulkameraden. Unter anderem auch Ragnar Calliesen. Wegen ihm ist Fenja von der Brücke gesprungen. Oder wurde sie etwa gestoßen, so wie ein anderer Klassenkamerad, Malte, hartnäckig behauptet?
So fängt Lucie auf eigene Faust an, etwas über den Tod ihrer Freundin herauszufinden, unterstützt von Malte und Ragnar. Doch dann gibt es eine Bombendrohung in Schleswig. Was steckt dahinter und wie hängen die Bombendrohung und Fenjas Tod zusammen?

Zündstoff ist ein Schleswig-Krimi, der uns die Gegend der Schlei sehr anschaulich näher bringt. Sehr detailiert beschreibt Frau Nicolaisen die Umgebung der Stadt sowie die Gebäude ihres Romans. Manchmal hat man aber das Gefühl, einen Stadtführer oder ein Loblied auf Schleswig und seine Ländlichkeit zu lesen. Ich finde es schön, wie ortstypische Begebenheiten (z.B. bestimmte Ausdrücke) in den Roman integriert wurden, ohne einen ahnungslosen Leser zurück zu lassen.
Leider fehlte mir bei Zündstoff der Funke, der hätte überspringen müssen. Der vermeintliche Mord an Fenja war nur der Aufhänger, sehr bald gerät die Suche nach ihrem womöglichen Mörder in den Hintergrund und auch die Suche nach dem Brandstifter kommt mehr schlecht denn recht daher. Die Polizei tritt nur sporadisch auf, was doch bei Bombendrohungen recht unwahrscheinlich erscheint.
Auch störte mich das Geplänkel zwischen Lucie, Malte und Ragnar, denn man sollte meinen, dass ein gemeinsamer Schicksalsschlag alte Feindschaften und Geschichten vergessen lässt. Auch wirkte Lucie in ihren Entscheidungen oft wie ein Teenager, nicht wie eine gestandene Frau.

Das Buch war schön zu lesen durch den flüssigen Schreibstil, aber leider für mich zu lasch für einen Krimi, auch wenn das Ende doch ein wenig überraschte.