Eines der besten Bücher 2020

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
rabentochter Avatar

Von

Die Handlung des Romans "Zugvögel" von Charlotte McConaghy ist ebenso unerwartet wie umwerfend und man kann gar nicht anders als sich von ihr in seinen Bann ziehen zu lassen.

Der Roman spielt in einer "nicht allzuweit entfernten" Zukunft, in der fast alle Wildtiere ausgestorben sind, die Meere leergefischt und die Natur so langsam aber sicher am aussterben ist. Die Wissenschaftlerin Franny Lynch will unbedingt auf einem Schiff die Flugbahn des letzten Schwarms Küstenseeschwalben verfolgen und versucht alles um auf einem der letzten Fischkutter aufgenommen zu werden. Mit Erfolg! Im Folgenden sind aber die teilweise raue See und die Sorge um ihre Vögel nicht die einzigen Probleme, mit denen sie zu kämpfen hat...



Gefesselt war ich von der ersten Seite an: von der Handlung, vom Schreibstil von der Protagonistin. Franny ist nicht leicht zu durchschauen. Immer wenn man denkt, man hätte ihre letzte Facette kennengelernt, kommt ein neues Puzzelstück über ihren Charakter ans Licht, der wieder alles Erkenntnisse über den Haufen zu werfen scheint. Man fühlt sich selbst ein wenig wie ein Wissenschaftler, der eine unbekannte Spezies erforscht und mit jeder Minute, die er mehr in seine Forschung investiert ein kleines bisschen schlauer wird.

Frannys Figur ist wahnsinnig vielschichtig und erst am Ende des Romans hatte ich die leise Hoffnung, sie zumindest in Ansätzen fassen und begreifen zu können. Es macht unwahrscheinlich viel Freude, diesen Figurenaufbau zu lesen und Stück für Stück mit dem Fortschreiten der Geschichte auch Franny besser kennen zu lernen.

Viel erfährt man durch Rückblenden, die immer wieder die aktuelle Handlung unterbrechen und dem Leser mehr über Frannys Vergangenheit, ihren Charakter und ihre Biografie verraten. Nach und nach setzt sich aus den Puzzlestücken ein Bild zusammen, das allerdings nicht chronologisch erzählt wird. Immer wieder überrascht einen die Handlung und schlägt einen anderen Weg ein, als man vielleicht vermutet hätte. man gerät leicht in einen Sog und kann das Buch fast nicht mehr weglegen.

Fazit: Eines der besten Bücher, die ich in 2020 gelesen habe. Sehr bewegend und umwerfend gut!