Raue Schönheit

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natascha Avatar

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Als die Küstenseeschwalben, die der letzte Anker der jungen Ornithologin Franny sind, beginnen zu verschwinden, beschließt sie, dass sie ihnen folgen muss. Sie heuert auf einem der letzten Fischerboote an und überzeugt den Kapitän davon, dass er den Vögeln folgen muss, die ihn auch zu den letzten Fischschwärmen führen werden.
Frannys Welt ist der unseren gar nicht so unähnlich und gerade das macht es so erschreckend. So wie in unserer Welt bereits Bienen und andere Insekten mehr und mehr verschwinden, sind in der Welt von „Zugvögel“ bereits viele Tiere ausgestorben und im Verschwinden begriffen. Die Verzweiflung darüber spiegelt sich auch in Frannys tiefgründigem und verzweifelten Charakter wider. Sie hat in ihrer Vergangenheit einen schweren Verlust erlitten und trägt seitdem ein Geheimnis mit sich herum. In Rückblenden erfährt man mehr über die junge Forscherin, die an Bord des Fischerbootes zwischen dem rauen Kapitän und dessen Crew fehl am Platze wirkt. Man liest über ihre Kindheit in Australien, ihre Zeit im Gefängnis.
Manchmal scheint sie selbst mehr wie ein wildes Tier als wie ein Mensch zu sein. Und sie hat ein ganz persönliches Ziel, das darüber hinausgeht, nur das Verhalten der Tiere zu erforschen.
Die Sprache des Romans hat mich von Anfang an gefangen genommen. Man spürt, wie nah sich Franny den Vögeln und der Natur fühlt, wie sehr es ihr in Fleisch und Blut übergegangen ist, ihr Verhalten zu beobachten. Ganz besonders hat mich jedoch die düstere Zukunftsvision berührt, die in dem Roman dargestellt ist. Keine Naturkatastrophe, kein Einsturz eines Meteoriten, nein es ist ein stilles Sterben, das Charlotte McConaghy in ihrem Roman beschreibt und es schockiert umso mehr, da es so nah an der Realität ist.
Ich habe auch sehr mit der Ich-Erzählerin gefühlt, deren innere Zerrissenheit und gleichzeitige Verbundenheit mit der Natur in jeder Zeile deutlich werden. Ein beeindruckendes Debut.