Welt ohne Tiere

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Eine Welt ohne Tiere: vorstellbar? Und wenn: Wie ungefähr könnte das aussehen?
Diese Fragen brauchen sich die Menschen in „Zugvögel“ nicht mehr zu stellen, denn diese Situation nimmt der Roman vorweg, der Großteil der Tiere ist ausgestorben. Das kann sich der Mensch ebenso auf die Rechnung setzen lassen, wie den Klimawandel. Ein paar Vögel, genauer gesagt ein paar Küstenseeschwalben sind noch übrig. Als auch die beginnen zu verschwinden, macht die Ornithologin Franny sich auf den Weg und folgt ihnen. So bricht sie auf Richtung Antarktis, auf einem Fischerboot (ebenfalls eine „aussterbende Gattung“ – aber logisch, wo kein Fisch, da keine Fischer) unterstützt von einem Team recht skurriler „Mitstreiter“. So wird diese Reise zu einem echten Abenteuer in vielerlei Hinsicht: nicht nur reale Stürme, sondern auch emotionale, denn während Franny Vögel und Meer mehr als Menschen zu lieben scheint (und somit eine Figur ist, die vielen zuerst fremd sein wird), den Vögeln folgt, ihre Vergangenheit ist schon da …
Vordergründig erzählt Charlotte McConaghy die Geschichte einer Welt ohne Tiere, in der die Protagonistin den mehr oder minder letzten Tieren folgt. Doch auf einer anderen Ebene geht es um ein Geheimnis, ein Verbrechen, eine Liebe. Diese Geschichte wird weitestgehend in Retrospektiven entwickelt, sodass sich nur aus der Gesamtsicht beider Erzählteile die gesamte Geschichte ergibt. Manche Handlung ist schwer bis nicht nachvollziehbar, doch prinzipiell sind die Figuren sympathisch, manche exzentrisch. Der Erzählton ist eher ruhig, aber nicht langweilig, vielleicht auch ein wenig desillusioniert – und damit für alle nachvollziehbar, die sich vielleicht schon länger fragen, ob die Art des Menschen, sich die Erde „zu Untertan zu machen“ so richtig geistreich ist … Jedem, der sich nur im Ansatz mit dem Artensterben auf literarische Art befassen will, sei das Buch ans Herz gelegt, selbst wenn die Autorin vielleicht manchmal auch etwas zu viel zu wollen schien (Liebesgeschichte, Gesellschaftskritik, Abenteuer …). Man sollte sich allerdings darüber im Klaren sein, dass man dann an der einen oder anderen Stelle einen Kloß im Hals haben könnte.