Deutlich mehr erwartet!

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mammutkeks Avatar

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Eine "Biographie" der Zukunft wird versprochen - aber leider wird dieses Versprechen nicht eingehalten. Ogiermann berichtet - ziemlich distanziert - von den Opferungen und der Leberschau in der Antike, später dann von der Durchsetzung des Christentums, den Ideen des Marxismus, des gemäßigten Sozialismus bis hin in die Gegenwart.
Deutlich ist zu merken, dass die mittlere Phase, also etwa von der Französichen Revolution bis hin zum ersten Weltkrieg dem Autoren am besten liegt. Hier entwickelt er Beschreibungen von Zukunftsmodellen, zitiert auch unbekanntere Quellen und schafft es, die westeuropäische Ideengeschichte zusammenzufassen.
In allen anderen Passagen des Buches werden vor allem Schlaglichter herausgenommen - und halbherzig beschrieben. Immer wieder kommt beim Lesen die Frage auf, wo es denn jetzt um Zukunftsmodelle geht.
Sprachlich bewegt sich Ogiermann auf einem - für mich häufig gezwungen wirkenden - hohen Niveau. Allerdings macht es das Ganze nicht unbedingt gut lesbar.
Was aber für mich wirklich ärgerlich ist, sind die vielen Fehler: Falsche Tempi, falsche Casi, fehlende Wörter, falsche Wortwahl. Das muss bei einem solchen Buch nicht sein. Und dass das Kapitel IV im Inhaltsverzeichnis "Die Entdeckung des Fortschritts" heißt, im Quellenverzeichnis dann aber "Die Erfindung der Zukunft" setzt dem Ganzen noch eins drauf.
Verzichten hätte ich gut und gerne auf die Zeichnungen können. Insbesondere das nachgemalte Titelbild des Spiegels oder des Plakats aus der NS-Zeit zur Rassenhygiene finde ich echt unangebracht. Entweder eine Reproduktion oder gar nichts.
Insgesamt ein Buch, in das ich nach der Leseprobe viel Hoffnung gesetzt habe, durch das ich mich nun aber durchgequält habe. Die Leseleistung dahinter ist vielleicht bewundernswert, aber die Umsetzung leider nicht wirklich gelungen. Schade!