Der Weg als Ziel

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nati_wi Avatar

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Marnie steckt nach dem Scheitern ihrer Ehe vor einigen Jahren in ihrem einsamen Londoner Leben fest, geht selten vor die Tür, noch seltener, um sich mit Freundinnen zu treffen. Michael, Lehrer in York, geht es ähnlich - auch er hat eine Trennung hinter sich, fühlt sich eigentlich nicht wirklich wohl in seinem Alleinsein, flüchtet gleichzeitig aber geradezu in die Einsamkeit. Cleo, eine gemeinsame Freundin der beiden, lädt sie zu einer mehrtägigen Wanderung ein, bei der sie hofft, Marnie und Michael aus ihrer Einsamkeit herauszuholen. Mitten im schlechtesten englischen Wetter merken beide, dass Gesellschaft nicht nur schlecht ist…

Der Roman liest sich sehr leicht, der Autor zeichnet die Figuren verletzlich, bringt gleichzeitig aber auch den wohl typisch englischen Humor immer wieder ein. (Den man nicht immer verstehen muss. ;-) Die Wanderung von der West- zur Ostküste Englands wird viel mehr als nur diese. Sowohl Marnie als auch Michael stecken noch tief in ihrer Vergangenheit fest und sind sehr mit sich selbst beschäftigt. Trotzdem merken sie aber relativ bald, dass sie einander gut tun und öffnen sich langsam dem jeweils anderen. Die weiteren Charaktere spielen bald nur noch eine Nebenrolle, die Wanderung wird abwechselnd aus Marnies und Michaels Sicht beschrieben. Das Setting von Englands Natur wird dabei sehr schön eingefangen, wodurch dieses beim Lesen lebendig wirkt und beim Lesen sichtbar wird.
Der Roman zeigt, dass man sich manchmal erst verlaufen muss, um wieder auf den richtigen Weg zu finden und auch, dass man nie ganz alleine ist…wenn man andere in sein Leben lässt. Leseempfehlung.