Ein authentischer Cozy-Read

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
ceecee Avatar

Von

Wenn man zu einem Buch von David Nicholls greift, erwartet man tiefgründige, echte Geschichten mit Witz – und genau das bekommt man auch hier. Schon das minimalistische Cover von „Zwei in einem Leben“ passt perfekt zu Nicholls' Vorgängerwerk, auch wenn ich mich ehrlich frage, wer auf die Idee gekommen ist, pink und schwarz mit einem orangefarbenen Farbschnitt zu kombinieren. Vielleicht soll das die Gegensätze von Marnie und Michael symbolisieren? Man weiß es nicht, aber optisch ist es definitiv eine gewagte Wahl.

Was sich hingegen nicht in Frage stellen lässt, ist der Wohlfühl-Charakter des Buches. Es ist eine warmherzige, authentische Geschichte mit Charakteren, die Ecken und Kanten haben und gerade dadurch so greifbar wirken. Was ich an David Nicholls besonders schätze, sind vor allem seine feinfühligen, tiefgründigen und gleichzeitig humorvollen Dialoge. Die Gespräche zwischen Marnie und Michael sind voller witziger, aber auch ernster Momente, in denen Themen angesprochen werden, mit denen sich sicherlich viele kinderlose Paare oder alleinstehende Mittdreißiger identifizieren können. Nicholls hat meines Erachtens ein Talent dafür, Gefühle und scharfsinnige Beobachtungen in genau die richtigen Worte zu fassen.

Marnies anfängliche Unsicherheiten, ihre gelegentlich unpassenden Bemerkungen und die nicht immer zündenden Witze machen sie für mich unglaublich sympathisch und authentisch. Und dann ist da Michael, der anfangs als verschlossener Einzelgänger auftritt. Er wirkt distanziert, fast schon unnahbar. Doch im Laufe der Geschichte beginnt er, diese Fassade langsam abzulegen, vor allem im Zusammenspiel mit Marnie, deren Humor und Ehrlichkeit ihn immer wieder aus der Reserve locken. Seine Entwicklung ist keine abrupte Verwandlung, sondern ein leises, behutsames Auftauen, das durch die kleinen, unaufdringlichen Momente zwischen den beiden Charakteren glaubwürdig wirkt. Durch den Perspektivwechsel bekommt man immer wieder Einblicke in die Gedankenwelt von beiden, was es leicht macht, sich in sie hineinzuversetzen und ihre Gefühle, Handlungen und die schrittweise Annäherung besser zu verstehen.

Besonders schön ist, dass es keine klassische „Liebe auf den ersten Blick“-Geschichte ist. Stattdessen zeigt der Roman, wie sich die Anziehungskraft zwischen zwei Menschen entwickelt, je mehr sie voneinander erfahren – eine realistische und berührende Darstellung von Beziehungen. Marnie und Michael sind keine außergewöhnlichen Helden; sie wirken eigentümlich und manchmal sogar etwas langweilig. Doch gerade ihre Normalität und Eigenheiten schaffen die Grundlage dafür, dass die entstehende Anziehungskraft so echt und nachvollziehbar wirkt.

Obwohl „Zwei in einem Leben“ ein gelungenes, emotionales und kluges Buch ist, reicht es für mich nicht ganz an die Brillanz von „Zwei an einem Tag“ heran. Mir fehlte hier etwas, das die Geschichte auf ein intensiveres Niveau hebt – ein emotionaler Höhepunkt oder mehr Dramatik. Andererseits bin ich mir nicht sicher, ob das zur leisen, authentischen Atmosphäre des Romans gepasst hätte. Und langweilig fand ich den Roman deswegen trotzdem nicht! Insgesamt bleibt „Zwei in einem Leben“ ein wunderschöner, stimmiger Cozy-Read mit authentischen Charakteren und einer realistischen Handlung, was es für mich zu einem sehr guten 4-Sterne-Buch macht und genau das liefert, was ich von einem gelungenen Liebesroman erwarte – perfekt für entspannte Lesestunden.