Leider fehlender roten Faden

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eulenmatz Avatar

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MEINUNG:

Ich mochte von Anika Decker richtig gerne Wir von der anderen Seite und schätze auch ihre viele Drehbücher, die ich uns wirklich gute Filme geschaffen haben, wenn von Til Schweiger als Darsteller mal absieht. Ich habe daher riesig auf Zwei vernünftige Erwachsene, die sich mal nackt gesehen haben.

Die Autorin macht hier zu viel Themen und Perspektiven auf und verliert den roten Faden, dadurch fiel es mir irgendwann schwer beim Lesen bei der Stange zu bleiben. Ich habe das Buch auch immer mal wieder weg gelegt und bin dann ohne Probleme wieder rein gekommen. Es hat mich ein bisschen an eine leichte Daily Soap erinnert, denn das Buch hat auch knapp 500 Seiten und es passieren auch eine Menge Dinge, vor allem auch auf zwischenmenschlichen Ebene. Alles in allem finde ich vieles ein bisschen überspitzt und drüber, was für einen Film sicher mehr Sinn macht als in einem Roman. Für meinen Geschmack geht es sonst schnell ins Lächerliche. Vor allem am Ende ist mir das aufgefallen. Leider steht auch nicht die Liebesgeschichte zwischen Nina und David wirklich im Mittelpunkt wie es der Titel suggeriert, sondern viele, viele andere Themen wie Ninas Familienkonstellationen und Themen aus der Vergangenheit. Da Nina bei einer TV-Produktionsfirma arbeitet und da kommt zu einem Compliance-Fall. Es war interessant hier hinter die Kulissen zu schauen und ernüchternd, wie wenig man gegen sexuelle Übergriffe in der Branche ankommt. 

Nina war mir alles in allem viel zu schwach, obwohl ich ein Herz für sie hatte. Mich hat vor allem ihre Familie genervt mit ihrem Verhalten als sie herausbekommen, dass sie etwas mit einem jüngeren Mann hat und es wird auch nicht locker gelassen. Etwas was Ninas private Angelegenheit ist, wird plötzlich zur Familiensache gemacht, zu dem jede/r ihre Meinung sagt und am Ende noch sauer auf Nina ist. Ich wäre das schon ausgeflippt und hätte vor allem auch ihre erwachsenen Kinder in die Schrank gewiesen. Es fördert auch Ninas eh schon vorhandene Zweifel und Komplexe, die sie gegenüber David und ihrer Liaison hat, was ich wirklich schade fand. Die Sachen zwischen den beiden verliert sich dann zu sehr in der anderen Themen, die noch aufgemacht werden.

Dann ist da noch Ninas Schwester Lena. Man erfährt sehr viel, wie die beiden aufgewachsen sind und wie schwer es für alle war als der geliebte Vater so früh verstirbt. Das hat sich auch ein wenig negativ auf die Beziehung zwischen ihrer Mutter, Lena und Nina ausgewirkt. Lena hätte ich auch nicht unbedingt gebraucht, aber sie hat einen guten Kontrast zu Nina geboten. Nina, die nun frei ist nach der Scheidung und recht unkonventionell wirkt und dagegen Lena, die unbedingt ein schön, geordnetes Leben haben möchte, welches am besten in der Upper Class stattfindet. Sie hat es auch geschafft. Es fehlt dann nur noch, dass zu den Influencer Müttern dazu gehört. Zunächst fand ich Lena schwierig und anstrengend, konnte sie aber besser verstehen und mochte ihre Entwicklung, die ich bei Nina allerdings ein wenig vermisst habe.

FAZIT:

Zwei vernünftige Erwachsene, die sich mal nackt gesehen haben habe ich mit Spannung erwartet, aber es lässt mich ein wenig enttäuscht zurück, obwohl ich den leichten, humorvollen Erzählstil von Anika Decker so gerne mag. Es fehlt mir leider ein rotes Faden. Ich habe hier doch eher eine Liebesgeschichte erwartet, aber die Autorin verliert in sehr vielen anderen Themen, die auch interessant waren, aber leider ist der Fokus verloren gegangen, der mich beim Lesen bei der Stange halten sollte.