Zu viel

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Ninas Leben hat sich in den letzten Jahren radikal verändert. Nach ihrer Scheidung ist sie aus der Villa ausgezogen und lebt nun mit 50 Jahren in einer 1,5-Zimmer-Wohnung in eher prekärer Lage. Ihr Job in der Produktionsfirma ist auch nicht das Wahre, nachdem sie sich in der Ehe um die zwei Kinder und den Haushalt gekümmert hat. Noch dazu kommt, dass sie auf Bitten ihrer Kinder heile Welt mit ihrem Ex und dessen neuer, natürlich viel jüngeren, Influencer-Gattin spielen muss. Da platzt plötzlich der 30jährige David in ihr Leben und stellt alles auf den Kopf. Noch dazu kommen Stress auf der Arbeit und die Einmischung ihrer Familie, inklusive verrückter Mutter und biederer Schwester.

Laut Klappentext handelt Anika Deckers Roman „Zwei vernünftige Erwachsene, die sich mal nackt gesehen haben“ von Nina, die sich in einen deutlich jüngeren Mann verliebt und ihr Leben auf den Kopf stellt. Tatsächlich hat das Buch aber diverse Handlungsstränge, die alles etwas überfrachten. So gibt es in der Produktionsfirma einen Skandal um sexuelle Belästigung, Ninas Schwester Lena will unbedingt in die High Society aufsteigen und eine schwierige Kindheit gibt es auch noch zum Aufarbeiten.

Erzählt wird das alles nicht nur aus Ninas Sicht, sodass man immer auch einen guten Einblick in die anderen Perspektiven bekommt. Der Schreibstil ist locker und modern. Das Lesen macht dadurch schon Spaß und es liest sich locker weg.
Was mich allerdings gestört hat ist, dass der Roman mit den vielen Themen völlig überlastet ist. So können wir uns sogar mit den Problemen von Lulu, der neuen Frau von Ninas Ex, beschäftigen. Hier wäre weniger mehr gewesen. Auch wenn viele Themen wichtig und interessant sind, die hätten mehr Raum gebraucht. Über die Frauenfeindlichkeit in der Medienbranche hätte man durchaus auch alleine ein Buch schreiben können. Durch die Überfrachtung wurde das Buch für mich ein wenig beliebig.
Noch dazu kam, dass vieles für mich irgendwie nicht neu war. Einige Handlungsstränge kamen mir irgendwie bekannt vor. Und andere fand ich dann nicht wirklich glaubwürdig, weil die Entwicklung viel zu schnell ging.

Insgesamt hat mir „Zwei vernünftige Erwachsene, die sich mal nackt gesehen haben“ von Anika Decker zwar ganz gut gefallen, es hat mich aber auch nicht wirklich überzeugt. Eine nette Lektüre für Zwischendurch, der leider der Tiefgang fehlt.