Aufruhr im Zwergenreich

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tista Avatar

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Seit Jahrzehnten habe ich keine Fantasy mehr gelesen und bin etwas skeptisch an dieses Buch herangegangen! Aber – was darf ich gleich als erstes lesen:
„Eine Woge aus Blut und Feuer brandete über eine blühende Alm hinweg, die sich in den stahlgrauen Hang eines Bergrückens schmiegte. Wo die Welle den Fels berührte, wusch sie ihn blank, bis sich das Strahlen einer unbarmherzigen Sonne so grell darin spiegelte, dass der Träumer sich abwenden musste, um nicht geblendet und von ewigem, stillem Gleißen verschlungen zu werden.“

Niemals hätte ich gedacht, dass Fantasy so poetisch sein könnte und dass es so viel Spaß machen würde, dieses Buch zu lesen. Mit ganz viel Phantasie und noch mehr Liebe zum Detail führt der Autor uns ins Land der Zwerge, Halblinge und Menschen. Wobei die Zwerge die herrschende Gruppe sind, die Halblinge geduldet und anerkannt und die Menschen eine Randgruppe – Fremde – die in Gettos leben und argwöhnisch von den Zwergen beäugt werden.
Drei Gruppen beherrschen das Geschehen in diesem Buch. Da ist zum einen der Sucher Schmied, ein offener und vorurteilsfreier Sucher mit seinem Gehilfen, der allerdings voller Hass, Misstrauen und Vorurteilen den Menschen gegenüber behaftet ist. Diese beiden müssen einen Mord aufklären, der natürlich einem Menschen, der dem Mordopfer ein Diener war, angelastet wird.
Da ist die Heilanstalt mit dem experimentierfreudigen Direktor und seinem Gehilfen, der allerdings bald nicht mehr Handlanger seines Chefs sein will und da ist Siris, der Bestienjäger.
Natürlich laufen bald alle drei Handlungsstränge zusammen und der Leser muss erkennen, dass es im Zwergenreich genauso zugeht, wie in unserer Welt! Auch dort herrschen korrupte Beamte und mächtige Wirtschaftsbosse, die das Geld für sich scheffeln und ungeahnte Privilegien haben. Dort gibt es Rauschmittel, eine Wirtschaftskrise, Angst vor einer Revolution und Krieg und es herrschen Machtgier und Hass unter den Zwergen. Auch dort gibt es Eifersucht und man zeigt Gefühle.

Das Buch lässt sich flüssig lesen, die Beschreibungen der Zwergenwelt sind phantasievoll und mit viel Liebe niedergeschrieben; man kann sich sofort in dieses Land hineinversetzen. Allein die Namensgebung macht schon viel Spaß - schön finde ich die Wegegeld eintreibenden "Stinkzipfel". Wer Fantasy mag, sollte dieses Buch lesen. Dieses Buch ist sicher der Anfang zu einer tollen Reihe.
Einen Minuspunkt allerdings muss ich dem Buch geben: Ich mag das Cover nicht – ich hätte das Buch im Laden nie in die Hand genommen – aber das ist natürlich Geschmackssache, denn – wenn man sich in den Buchhandlungen umschaut – haben viele Bücher so reißerische Cover.