Im Zwergenbund ist was los...

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tochteralice Avatar

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Und zwar Mord, Totschlag, Intrigen und medizinische Experimente soweit das Auge reicht. Zunächst scheint die Geschichte ein klassischer Whodunnit zu sein, in dem der sympathische Sucher (Kriminalbeamter) Garep mit seinem eifrigen, aber nicht sonderlich intelligenten Gehilfen Bugeg in einem brutalen Mordfall ermittelt.

Bald jedoch lernen wir den Menschen und Bestienjäger – hierbei handelt es sich in der Erzählung um riesige Greifen – Siris kennen, der in irgendeiner Form in eine Verschwörung verwickelt ist und seine Schwester aus der Zwergenwelt erretten will – hier befinden wir uns in der klassischen Welt des Fantasyromans.

Der dritte Schauplatz ist eine Klinik, in der Zwerge medizinische Experimente an Halblingen und Menschen vornehmen, die auf unheimliche Weise an die Methoden des Dr. Mengele in den 1940er Jahren erinnern.

Auch in anderen Situationen kommt der Gedanke auf, dass der Autor sich gut in der Geschichte des 2. Weltkriegs im allgemeinen und des 3. Reiches im besonderen auskennt, eine spätere Begebenheit lässt mich an den fingierten Überfall der polnischen Seite denken, der als Auslöser für den 2. Weltkrieg vorgeschoben wurde. Der Roman enthält aber auch Anspielungen auf andere historische Epochen: religiöse Gruppierungen lassen an mittelalterliche Sekten, der Verlust der Ehefrau an das Sterben vieler Frauen im Kindbett in alten Zeiten denken.

Nach dem ersten Einstieg begreift der Leser die Zwergenwelt mit ihrem Drumherum als komplettes politisches Universum.

Der Autor unternimmt im Verlauf des Buches einige Ausflüge in die Welt der Erotik – in diesem Kontext wirken sie auf mich sowohl unpassend als auch lächerlich.

Der Schreibstil von Thomas Plischke wirkt gestelzt, der Inhalt zu überladen. Es scheint so, als wolle der Autor kein Klischee auslassen, andererseits jedoch auch auf keine der Ideen, die ihm selbst einfallen sind, verzichten.

Nach „Der Herr der Ringe“, das ich vor etwa 25 Jahren las und der „Brautprinzessin“ von Goldman vor ca. 2 Jahren ist dies erst meine 3. Begegnung mit Fantasy-Literatur und ich muss sagen, gegen die ersten beiden fällt sie qualitativ ganz gewaltig ab und wird mich auch in Zukunft nicht zu einer Liebhaberin dieses Genres machen: auch in Zukunft werde die Zwerge, Halblinge und andere Gesellen nicht Einzug in meine Bibliothek halten. Fantasy-Freunde können sich jedoch auf eine abwechslungsreiche Geschichte mit überraschendem Ende freuen.