Nichts Halbes und nichts Ganzes

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wortknaeuel Avatar

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Die Leseprobe von „Die Zwerge von Amboss“ versprach einen spannenden Kriminalfall in einer Fantasywelt mit sozialkritischen Anklängen an rassistische Vorurteile zwischen den herrschenden Zwergen und den dienenden Menschen. Im Mittelpunkt der Leseprobe standen die beiden zwergischen Ermittler Garep Schmied und sein eifriger Gehilfe Bugeg, die einen Mord an einem Komponisten aufzuklären haben.

Während der weiteren Lektüre stellte sich jedoch heraus, dass der Kriminalfall nur der Einstieg in eine wirre Handlung rund um verschwörerische Machenschaften auf politischer Ebene und unethische Experimente an Menschen und Halblingen in einer Irrenanstalt ist. Garep und Bugeg sind nur zwei von sieben Hauptfiguren. In parallel laufenden Handlungssträngen begleitet man auch den menschlichen Jäger Siris und seine Schwester Arisascha, Bugegs Kollegin und Geliebte Karu, den jungen Leiböffner (Arzt) Himek und seine „Patientin“ (in Wirklichkeit ein Versuchskaninchen) Ulaha, die mysteriöse übersinnliche Fähigkeiten hat. Lange bleibt unergründlich, was diese verschiedenen Charaktere gemeinsam haben, aber wie man das von anderen Büchern mit ähnlicher Struktur kennt, kreuzen sich letztendlich ihre Wege zum Ende des Buches hin.

In den knapp 500 Seiten wird das Gesellschaftsgeflecht aus Zwergen, Menschen und Halblingen recht detailliert beschrieben und die Stimmung einer Zeit der Industrialisierung ähnlich der unseren wird lebendig – nur leider bleiben die Hauptfiguren dabei hölzern und flach und wecken zumindest in mir keine Sympathien. Hinzu kommen einige mehr als seltsame Zufälle und viel zu langatmige Abschnitte, die den Handlungsfluss unnötig verlangsamen. Zudem bekommt man den Eindruck, dass der Autor sich ein Erfolgsrezept mit Hilfe der „Best of“-Zutaten diverser Genre erhofft hat. Neben ein bisschen Krimi und zu wenig Fantasy findet man hier auch ein wenig Polit-Thriller, Liebesgeschichte und Sozialdrama – nur leider ergibt das: nichts Halbes und nichts Ganzes.