Von Zwergen, Menschen und Morden

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Inhalt:

In dem Roman „Die Zwerge von Amboss" von Thomas Plischke gibt es zwei Kontinente, auf dem einen leben hauptsächlich Menschen und auf dem anderen fristen vorwiegend Zwerge ihren von Arbeit geprägten Alltag.

Ein Mensch, Siris, der seinen Lebensunterhalt mit der Jagd gefährlicher Wildtiere verdient, macht sich aus dringenden familiären Gründen auf den Weg vom Kontinent der Menschen zu dem der Zwerge. In diesem sind diverse Morde verübt worden, die Zwergenpolizisten aufzuklären suchen. Nebenbei erscheinen noch Halblinge, die als Verwaltungsbeamte der Zwerge fungieren, offenbar aber mehr Fähigkeiten haben als ihnen die Zwerge zutrauen. Wo sich ihr Heimatland befindet wird in diesem Band nicht geklärt, genau so wenig wie die Existenz der Elfen, von denen nur am Rande die Rede ist, deshalb ist es gut möglich, dass noch mehr als zwei Kontinente existieren.

Das Reich der Zwerge, in dem der Roman überwiegend angesiedelt ist, ist eine Art frühe Industrienation, Dampfkraft wird für fast alles verwendet, die Nutzbarmachung der Elektrizität befindet sich erst im Anfangsstadium.

Insgesamt kann man wohl von einem zeitlich als auch optisch verzerrten Spiegelbild unserer realen Welt reden, denn Berufe, Sitten und Gebräuche wie auch Vorurteile ggü. anderen Personen und Völkern erinnern sehr stark an uns bekannte.

 

Struktur:

Das Buch ist in zwei Teile gegliedert: Amboss und Hammer. Die Grenze zwischen beiden ist ziemlich in der Mitte des Buches angesiedelt, wo sich zwei Suchende finden, um nicht zu viel zu verraten. Weiterhin unterteilt es sich in 33 einzelne Kapitel, die ihren Fokus jeweils immer nur auf einen ganz bestimmten Teil des Gesamtgeschehens richten. Da diese Teile sich gelegentlich überschneiden, ergibt sich nach und nach ein immer exakteres Bild.

 

Stil:

Thomas Plischke und sein Co-Autor Ole Johan Christiansen schaffen eine Atmosphäre, die mir in so dichter Form selten untergekommen ist. Es werden nicht nur die Genres Fantasy, Krimi und Politthriller einfach miteinander vermischt, sondern auch extrem gut ineinander verflochten, so dass sich ein stimmiges, nicht überfrachtetes Gesamtwerk ergibt.
Anfangs fand ich es ein wenig mühsam mich in den Roman einzulesen und mir die verschiedenen Namen in einem sinnvollen Zusammenhang zu merken, nach den ersten 100 Seiten kommen aber nicht mehr all zu viele neue und wichtige Gestalten hinzu, so dass man sich wirklich gut zurecht findet.
Ein wenig schade fand ich, dass der wechselnde Fokus der einzelnen Kapitel konsequent vom Anfang bis zum Ende durchgezogen wird, denn das raubt an einigen Stellen viel Spannung. Man möchte am Ende des Kapitels unbedingt wissen wie es in diesem Handlungsstrang weitergeht, muss aber erst einmal die Fortsetzung der anderen zwei Handlungsstränge lesen, bis es in dem ersten weitergeht. Das mag in einem Kinofilm wunderbar funktionieren, hier muss man allerdings wirklich zu Anfang jedes einzelnen Kapitels mit Gewalt wieder einen Hebel im Kopf umlegen, um zu verstehen wo man sich im großen Rahmen der Geschichte nun wieder befindet.

 

Fazit:

Die Charaktere sind absolut überzeugend dargestellt, die unterschiedlichen Völker werden wunderbar ausgemalt, die Geschichte an sich ist sehr tiefgründig, viele Parallelen und in diesen auch Kritik zu unserer Gesellschaft werden erkennbar, einzig der wechselnde Blickwinkel kann ein wenig störend wirken.

Für mich einer der besten Romane 2008! Ich freue mich schon auf den nächsten Teil der „Die Zerrissenen Reiche" Serie!

Eine Empfehlung auch für alle, die sich sonst weniger mit Fantasy und mehr mit Krimis oder ähnlichem beschäftigen, denn man bekommt hier wirklich mal eine anspruchsvolle Abwechslung geboten.

Insgesamt 4,5 von 5 Sternen.