Zwergen-Sozialismus?

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Die Zwerge von Amboss von Th. Plischke waren wirklich gut zu lesen. Mir hat das Buch Spaß gemacht! Es zeichnet sich aus durch eine Vermischung verschiedener Elemente aus Krimi, Fantasy und Politik-Bezug. Die beschriebenen Bewohner teilen sich ein in Zwerge, Halblinge und Menschen, wobei mir die Halblinge zugegeben etwas undeutlich in der Vorstellung blieben. Hier fehlten mir als nicht so erfahrenem Fantasy-Leser einige Infos.
Für mich faszinierend, was dieses Buch wohl auch von anderen Fantasy-Büchern abhebt, war der Politik-Bezug, den Plischke angestrebt hat. Er legt viel Wert auf die Beschreibung der Systeme der einzelnen Welten. Die Zwerge leben als am weitesten entwickeltes Volk in einer Art Sozialismus mit Festgehältern, einem gewählten "obersten Vorarbeiter" und einer sehr weit entwickelten Infrastruktur. Sie haben im Gegensatz zu den Menschen und Halblingen in die Forschung investiert und leben mit technischem Fortschritt, ähnlich wie die Westeuropäer vor vielleicht 100 Jahren.
Die Welt der Menschen ist von Armut gezeichnet und befindet sich in der Entwicklung noch weit hinter der der Zwerge. Hierdurch entsteht ein Flüchtlingsstrom, wie wir ihn aus unserer Welt kennen, und ähnlich wie z. B. Flüchtlinge in Deutschland, geht es den Menschen im Zwergenreich: Sie haben es schwer, eine gute Arbeit zu finden, werden oft diskriminiert, schaffen es aber über die Jahre immer häufiger, sich in der Zwergengesellschaft zu etablieren.
Wie es zu einem guten Krimi gehört, werden einige Charaktere mitsamt Hintergrundinformationen gut eingeführt, so dass man sich sehr schnell in das Buch hineinfindet. Die Rolle des Assistenten Bugeg ist von Anfang an mit einem Fragezeichen versehen. Hier habe ich als Leser noch eine große Überraschung erwartet, die aber doch ziemlich vorhersehbar blieb. Für mich die interessanteste Person war Arisasha, deren wirkliche Motivation bis zum Schluss nicht aufgeklärt wird, aber es soll ja auch noch Platz für die Fortsetzung bleiben!
Mir ging es beim Lesen so, dass ich jede Menge Spaß hatte mit der gut aufgebauten Geschichte, allerdings wurde mir nach ca. der Hälfte des Buches klar, dass es wahrscheinlich kein befriedigendes Ende geben wird, denn es folgen jawohl noch einige Teile. Trotzdem hätte ich mich über einige bessere Auflösungen von eingeführten Problemen gefreut, z. B. die Sache mit den Halblingen in der Anstalt (für mich zuerst aufwändig eingeführt, in dieser Geschichte steckt meiner Meinung nach extrem viel Potential, aber am Ende seeehr schnell beschrieben). Für mich bleibt irgendwie ein fader Nachgeschmack, als wenn der Autor es sich gegen Ende etwas leicht gemacht hat oder ihm die Kraft ausging. Aus diesem Grund werde ich mich wohl nicht in den zweiten Teil dieser Reihe stürzen, freue mich aber trotzdem über die Erfahrung des ersten Teils. Vielen Dank!