Zwergisch guter Mysterikrimi

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Wer glaubt, dass Zwerge kleine friedfertige Wesen sind, die in Gärten herumlungern und die Sommersonne genießen, der hat sich gründlich getäuscht. Den Gegenbeweis tritt Thomas Plischke in seinem Buch „Die Zwerge von Amboss“ an. In seinem Roman wird gnadenlos gemordet, geschmuggelt und gedealt, was das Zeug hält. Versuche an Menschen und Halblingen werden durchgeführt, um sie später als Waffen zu benutzen und all das im Sinne der Wissenschaft und für das Wohl des Zwergenlandes. 

Sie leben in ihrer eigenen Welt, die Zwerge. Als Sucher, Rufer, Leiböffner oder Wächter verdingen sie sich in ihrem Reich. Ihre fünf ewigen Tugenden: Fleiß, Treue, Mut, Gerechtigkeit und Ehrlichkeit bilden hochrangige Maßstäbe, die sie nur zu gerne selbst verletzten. Doch seit Kurzem passieren Dinge in ihrem Land, durch die sich die liebeswerten aber manchmal auch recht bösartigen Wesen in ihrer Existenz bedroht fühlen.

 

Es beginnt mit einem Mord. Der verdienstvolle Komponist Namuel Trotz liegt dahingestreckt in seinem Blut, mit einer Silberflöte im Rücken. Sucher Garep Schmied nimmt zusammen mit seinem Gehilfen Bugeg die Suche nach dem Täter auf. Aber es bleibt nicht bei dem einen Mord. Im Verlaufe des Geschehens fallen weitere Zwerge mysteriösen Anschlägen zum Opfer. Angst und Misstrauen machen sich unter der Bevölkerung breit und immer wieder waren es Menschen, durch deren Hand angesehene Vertreter des Zwergenlandes das Zeitliche segneten. So wird es jedenfalls dem einfachen Zwerg auf der Straße von der Bundessicherheit suggeriert. Aber kann man diesen Aussagen Glauben schenken?

 

Während seiner Ermittlungen verwickelt sich der Sucher Garep Schmied immer mehr in Widersprüche. Zweifel an der Richtigkeit der Ergebnisse kommen in ihm auf und genau an dem Punkt, als er versucht ihnen auf den Grund zu gehen, wird auch er zum Gejagten. Hübsch verpackt in die mystische Welt eines Zwergenlandes prangert Thomas Plischke in seinem Buch vorhandene gesellschaftliche Missstände an. Korruption, Wahlbetrug, Arbeitslosigkeit, Diskriminierung, alles hochgradig aktuelle Themen, die uns als Leser hinlänglich bekannt sind. Und genau da kommt ihm unweigerlich der Gedanke auf, dass die Parallelen zu unserer Gesellschaft vom Autor gezielt gewählt wurden.

 

Ein Manko hat das Buch allerdings, den jeder Erstleser zunächst überwinden muss.  Zwergische Bezeichnungen, Begriffe und Redewendungen müssen gedeutet und verstanden werden. Geschichtliche Ereignisse werden erst im Verlaufe der Geschichte erklärt und führen zunächst zu Verwirrungen. Aber der Leser, der es geschafft hat, sich in die Welt der Zwerge einzulesen, findet eine äußerst spannende und sehr anschaulich geschilderte mystische Kriminalkomödie vor, von der er nicht enttäuscht sein wird.