Noch nie hat mich ein Buch so viele Tränen gekostet

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leseschneckchen555 Avatar

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Eine tröstliche wie auch zu Tränen rührende Erzählung einer einfühlsamen Hospizschwester, die Menschen beim Sterben begleitet. Jeder sollte dieses Buch lesen!


Die Autorin Hadley berichtet in diesem Buch auf besonders feinfühlige und herzliche Weise von zwölf Patienten und weiteren Todesfällen, die sie begleitet hat. Bei jedem einzelnen kamen mir durch ihre einfühlsame Art, mit der sie diesen Prozess beschreibt, die Tränen. Und immer passierte etwas Besonderes. Es gab eindeutige Zeichen, dass der Sterbende nicht allein durch die Pforte vom Leben zum Tod musste und von seinen verstorbenen Angehörigen begleitet wird. Dabei musste er nicht einmal gläubig sein, um das zu erleben.
Hadley beschreibt hier sehr fesselnd und voller Mitgefühl. Ich zweifelte es in keiner Weise an, als die Autorin schrieb, dass es ein Traum von ihr war, nicht im Hospizdienst zu arbeiten, sondern Schriftstellerin zu werden, denn sonst wäre dieses Buch vermutlich nicht so besonders geworden. Auch wenn es sich hier um ein Sachbuch handelt, liest es sich wie ein Roman. Dennoch fühlt Hadley sich als Hospizschwester berufen und übt ihre Arbeit außergewöhnlich gut und feinfühlig aus. Sie berichtet herzergreifend von ihren Erlebnissen. Ich konnte gut nachvollziehen, wie schnell man eine Beziehung zu den im Sterben liegenden Menschen aufbauen kann. Oft hat Hadley sie über Monate begleitet, viel von ihrem Leben erfahren und eine besondere Beziehung zu ihnen aufgebaut. Manchmal lernte sie diese Menschen nur kurz kennen. Und jeder von ihnen hat ein so ähnliches aber doch anderes Ende. Ich habe so viele Gänsehautmomente hinter mir, dass ich sie nicht zählen kann. Und das war bei weitem nicht alles. Mir kamen tatsächlich bei fast jedem Todesfall die Tränen und das nicht zu knapp, weil Hadley diese Momente unglaublich berührend niedergeschrieben hat. Es geht aber nicht nur um ihre Patienten selbst, sondern Hadley teilt auch viele persönliche Situationen aus ihrem Leben mit uns. Sie berichtet davon, wie sie mit gewissen Umständen oder Stolpersteinchen auf ihrem Lebensweg klargekommen ist und wie sie zu ihrem Beruf als Hospizschwester gefunden hat. Mit einer Lebensgeschichte, die einem unter die Haut geht, hatte sie es bei weitem nicht leicht. Dennoch kümmerte sie sich aufopferungsvoll zu jeder Tages- und Nachtzeit um ihre Patienten und steckt ihr Privatleben zurück, obwohl sie selbst ein kleines Kind zu Hause hat, das seine Mutter braucht. Außerdem erzählt sie von ihrer Beziehung zu ihrem Glauben und wie sich dieser im Laufe Ihres Lebens verändert hat. Ich fand all ihre Berichte durchweg spannend, ergreifend und absolut nachvollziehbar.
Ein weiterer Punkt, der mich immer wieder bedrückt, fassungslos macht und hier sehr deutlich wird, ist die Tatsache, wie sehr Gesundheit von unserem Vermögen abhängt. Hast du genügend Geld, wird dir geholfen, besitzt du keines, musst du mit Alternativen zurechtkommen. Trotzdem versuchte Hadley stets, das bestmögliche aus der Situation zu machen.
Ich finde das Buch zugleich tieftraurig und absolut tröstlich. Mir gibt es aber in erster Linie ein gutes Gefühl wenn ich weiß, dass man den letzten Schritt nicht allein machen muss und für den Übergang vom Leben zum Tod ein Angehöriger auf uns wartet. Auch wenn mich dieses Buch unglaublich viele Tränen gekostet hat, so spendet es auch inneren Frieden, weil es mir das Gefühl gibt, dass die Lieben wohlbehalten am anderen Ende angekommen sind und auch wir nicht allein sind, wenn es einmal so weit ist, sich vom Leben zu verabschieden. Ein absolut berührendes Buch und für mich ein besonderes Highlight unter den Sachbüchern.