An der Seite unserer Schwestern

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wilde hummel 1 Avatar

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Zwischen Himmel und Erde - ein vielversprechender Titel und ein dicker, aber vor allem schwerer Roman. Da treffen zwei junge Frauen in einer Wohngemeinschaft in London aufeinander; Catarina, neu aus Brasilien eingereist und Melissa, in London aufgewachsen mit brasilianischen Wurzeln. Beide Protagonistinnen bleiben emotionslos, irgendwie auch fremd, die meisten Verbindungen sind politische und feministische Treffen. Spannender wird der Roman, wenn die beiden Frauen von ihren Herkunftsfamilien erzählen. Das ist auch der lesenswerteste Teil, weil hier viel von der unruhigen Geschichte Brasiliens einfließt, von Diktatur und deren Ende, von Revolution und Verfolgung. Was jedoch den Lesefluss ungemein schwierig macht, sind die stilistisch eingestreuten lyrischen Sprenkel, mal sind es Gedichte, meist jedoch nur konstruierte Wortwiederholungen. Oder von Seite 262 bis Seite 265 werden alphabetisch Namen aneinander gereiht (Nachfahren von afrikanischen Sklaven) und ich habe in diesem Buch vieles nur noch quer gelesen oder teilweise übersprungen. Man mag es unkonventionellen Stil nennen, wenn sich mir aber insgesamt kein tieferer Sinn erschließt, hinterlässt die eigentlich interessante Frauenbegegnung eher Ratlosigkeit. Ein Roman voll mit literarischen Stolpersteinen.