Anders als erwartet

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dornröschen Avatar

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Die Geschichte „Zwischen Himmel und Erde“ handelt von den beiden Frauen Melissa und Catarina. Catarina kommt aus Brasilien und zieht für das Studium in eine WG mit insgesamt drei anderen Frauen nach London. Zuvor lebte sie bereits auch schon einige Zeit im Vereinigten Königreich. Eine der Frauen aus der WG ist Melissa.
Melissa lebt schon ihr ganzes Leben in London, allerdings stammen auch ihre Vorfahren ursprünglich aus Brasilien. Sie selbst war allerdings noch nie dort. Catarina wählte diese WG aber bewusst wegen Melissas brasilianischem Nachnamen aus.
Auf den ersten Blick sind Melissa und Catarina sehr unterschiedlich; Catarina ist aufgeschlossen und interessiert, Melissa eher verschlossen und erzählt wenig.
Der Roman ist in mehrere Teile eingeteilt. In der Gegenwart (Mile End) geht es um Melissa und Catarina in der aktuellen Phase, wie sie sich treffen und langsam immer besser kennenlernen und anfreunden.
In Rückblicken erfährt man dann erst einiges über Melissas Leben bis in die Gegenwart und später dann auch über Catarinas Aufwachsen in Brasilien, ihre berühmte Politiker-Familie und wie sie, Catarina, nach London zog.
Ein Extrakapitel ist Catarinas Tante Laura gewidmet, der berühmten Revolutionärin. Man erfährt hier etwas besser, was mit ihr passiert ist.

Die Rückblicke machen die Geschichte interessant und haben mir persönlich besser gefallen. Man versteht, wie Melissa und Catarina die Frauen wurden, die sie heute sind und kann ihr Denken und Handeln besser nachvollziehen. Ganz zum Schluss erfährt man sogar, wie ihre Wege schon lange, bevor sie sich in der Gegenwart trafen, bereits zusammenführten.
Die Teile in der Gegenwart fand ich eher schwierig. Es entsteht wenig Handlung und die beiden sind immer nur damit beschäftigt, zu Demonstrationstreffen zu gehen oder eine entsprechende Demo vorzubereiten. Nur am Rande wird z. B. auch Melissas Arbeitsstelle beleuchtet. Catarinas Seite mit der Uni etc. blieb für mich allgemein sehr blass.


Das Gewöhnungsbedürftigste an diesem Roman und das, was mir selbst am wenigsten gefiel, ist der Schreibstil. Das Buch verfügt über so gut wie gar keine Interpunktion, geschweige denn Redezeichen an kenntlicher Stelle und oft weiß man nicht genau, wer da gerade spricht. Das zieht sich leider durch die gesamte Story. Das macht es schwer, das Buch zu lesen und den Inhalten folgen zu können.
Auch sind manche Seiten nur halb beschrieben oder wiederholen sich Sätze immer und immer wieder. So kommen über 500 Seiten schnell zusammen (die hohe Seitenanzahl stört mich aber nicht).
Auch ist der Kern der Geschichte nicht ganz klar. Was will uns die Autorin mit der Story vermitteln?


Positiv finde ich dagegen zum Beispiel das Intro. Darin wurde auf das Jahr 2016 angespielt, in dem viele prominente Persönlichkeiten starben. So geht es weiter, wird z. B. auch auf den Tod von Prinzessin Diana eingegangen. Das dient als Orientierungshilfe, in welchem Jahr man sich gerade befindet.
Allerdings hatte ich mir auch hier gerade wegen der Leseprobe und des Intros, etwas anderes vorgestellt und erhofft. Die Geschichte handelt viel von Politik, Aufständen in Brasilien und dem Brexit. Sicher wichtige Themen, die zum Teil auch wir Leser selbst aus den Nachrichten mitbekommen haben, doch bei der geschrieben Einleitung nicht wirklich zu erwarten.

Ein weiteres Highlight an diesem Buch ist das wunderschöne, bunte Cover, das mir sofort ins Auge stach. Jedoch stellt es keinen wirklichen Bezug zu Titel und Handlung der Geschichte her.
Man kann zwar sagen, dass auf dem Cover Himmel und Erde in sehr bunten Farben zu sehen sind und somit eine schmale Brücke zum Titel geschlagen ist. Beim Titel handelt es sich um ein Zitat aus einem Shakespeare-Stück, das im Buch bei einer Stelle von Melissa auch mal kurz erwähnt wird.
Insgesamt finde ich aber sowohl Titel als auch Cover unpassend zur Geschichte gewählt, da kaum Bezug entsteht und man sich, gerade im Zusammenhang mit dem Intro, etwas völlig anderes vorstellt und erwartet.
Daher vergebe ich nur drei Sterne.