Brasilianische Revolution

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
nell liest Avatar

Von

Brasilianerin Catarina zieht in die WG von Melissa, die London noch nie verlassen, aber auch brasilianische Wurzeln hat. Es ist 2016 und viele Menschen gehen auf die Straße. Nicht nur in London. Melissa und Catarina sind ganz vorn mit dabei. Catarina stammt aus einer Familie, die von Revolution durchtränkt ist und Melissa, die keine Familie mehr hat, will ihr kulturelles Erbe endlich anerkennen und strebt nach Veränderung.
Den Inhalt von „Zwischen Himmel und Erde“ von Yara Rodrigues Fowler zusammenzufassen ist schwierig, denn einen primären Erzählstrang konnte ich nicht ausmachen. Natürlich gibt es da die Familiengeschichten der beiden Protagonistinnen und die Geschichte der Revolution, des Kommunismus, aber ihre groß angepriesene Verbindung konnte ich nur erahnen. Ich glaube, sie zu erkennen, bin mir aber unsicher. Das ist nur eine Schwachstelle des Romans. Ich empfand auch die Sprache immer anstrengender, die fehlenden Satzzeichen; die scheinbaren Gedankenströme, die nur Beobachtungen waren; die Wiederholungen. Nur die teilweise halb bedruckten Seiten, die das Lesetempo um ein vielfaches erhöhten, haben mich das Buch nicht weglegen lassen.
Melissa und Catarina bleiben vage; keine steht im Fokus, bekommt die ganze Aufmerksamkeit. Sie sind Randfiguren und werden überschattet von den Familiengeschichten, die ich weitaus interessanter fand. Die Schilderungen rund um die Revolution, den Einblick in die brasilianische Geschichte und den Kommunismus fand ich viel eindrucksvoller, aber dafür habe ich Melissas Teil eigentlich gar nicht gebraucht. Vielleicht sollte sie als Gegenpol dienen, vielleicht einen weiteren Aspekt hinzufügen. Vielleicht ist die Verbindungen der beiden Frau doch größer. Ich weiß es nicht.
Ebenfalls verstehe ich nicht, warum nicht alles übersetzt wurde, wie die Rezepte.
Auch wenn „Zwischen Himmel und Erde“ ein spannendes Thema aufgreift, Frauen in der Revolution, finde ich die Umsetzung leider weniger gelungen.