Poetisch und politisch

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„Zwischen Himmel und Erde“ von Yara Rodrigues Fowler beschreibt die politische Situation in Brasilien und England im Jahr 2016. In England stimmt die Mehrheit für den Brexit und in Brasilien kommt es zu einem sanften Putsch, die Massen treibt es auf die Straße, die Regierung wird in Frage gestellt und die Präsidentin wird ihres Amtes enthoben.
Catarina stammt aus Brasilien und ist das einzige Kind der Universitätsprofessorin Sonia und deren Mann Miguel, einer politisch, engagierten Familie. Sonias Schwester Laura war eine Revolutionärin und kam bei einem unglücklichen Autounfall ums Leben. Catarina wächst mit den Geschichten und im Schatten der heldenhaften Laura auf.
Mit ihrem langjährigen Freund Pedro zieht das Mädchen nach England und versucht aufgrund ihrer portugiesischen Vorfahren einen unbefristeten Aufenthaltstitel zu erhalten. Eine Rückkehr nach Brasilien zieht Catarina im Moment nicht in Betracht. Anders ihr Freund Pedro, der nach seinem Studium zurückgeht und in Sao Paulo mit deiner Arbeit beginnt.
Catarina zieht in eine Wohngemeinschaft, hier lernt sie auch Melissa kennen, welche auch brasilianischer Herkunft ist, jedoch das Land noch nie besucht hat.
Während sich die Unruhen in England und Brasilien ausbreiten, freunden sich die Mädchen an und nehmen an Demonstrationen teil.
Es gibt immer wieder Rückblicke betreffend das Leben der beiden Protagonistinnen. Der Roman wird in einem poetischen Schreibstil erzählt, mit Texten, Zitaten und Liedern, meist in Portugiesisch.
Die Handlung bezieht sich sehr auf die politischen Geschehnisse der beiden Länder, aber wer sich für die Geschichte interessiert, könnte gefallen an dieser Erzählung finden.
Es geht um die Familiengeschichte der beiden Mädchen, Freundschaft, die Revolution, Kommunismus und Liebe. Leider ist der Schreibstil sehr anspruchsvoll, die teilweise halb bedruckten Seiten mit Wiederholungen, unglaublich oft das „plekplek“ des Mimeografen, die portugiesischen Texte und die endlose Liste aller indigenen Gruppen macht es zwar sehr leicht die 528 Seiten zu lesen, jedoch tut man sich als Leser schwer, über die gänzliche Länge des Buches bei der Erzählung zu bleiben. Teilweise habe ich quer gelesen, was ich nicht bevorzuge.
Das Cover mit seinen Farben und dem wundervollen Titel verleiten zu diesem Roman. Leider kann man aus dem Klappentext nicht viel erfahren und somit war es eine Überraschung, wie politisch die Erzählung tatsächlich ist.
Was das Buch ausdrücken soll, bleibt mir persönlich verborgen. Persönlich ist es mir schwer gefallen, dem emotionslosen und poetischen Schreibstil der Autorin zu folgen und auch die Handlungen in Verbindung zu den beiden Frauen und den politischen Geschehnissen sind für mich nicht fassbar.
Wer sich mit dem politischen Hintergrund befasst und Interesse an Geschichte, sowie Brasilien und England bekundet, wird von diesem Buch nicht enttäuscht.