Zwischen Himmel und Verwirrung

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"Zwischen Himmel und Erde" ist ein moderner, gegenwartsliterarischer Roman einer jungen Autorin, die auf ungewöhnliche Stilmittel zurückgreift, um die Geschichte zweier Frauen zu erzählen. Melissa und Catarina lernen sich im Jahr 2016 in ihrer Londoner WG kennen. Beide haben sie brasilianische Wurzeln. Ihre jeweiligen Geschichten werden eng verbunden mit dem politischen und soziokulturellen Hintergrund in Brasilien und dem Vereinigten Königreich wiedergegeben. Das prägende Element dabei sind die diversen, teils ungewöhnlichen Erzähltechniken, die sich im Text abwechseln. Neben Passagen, in denen klassisch erzählt wird, findet man Lyrik-ähnliche oder Liedzeilen-artige Abschnitte, Sinneseindrücke, Stream of consciousness oder einzelne Ein-Wort-Zeilen. Das klingt faszinierend, ist es auch, verwirrt aber gleichermaßen ziemlich schnell, vor allem in Kombination mit den politischen Ideen und Informationen, die verarbeitet werden sollen. Ich habe das Buch sehr gerne gelesen, auch wenn es mir nicht immer leicht gefallen ist. Es ist mutige, andersartige, junge, bunte Literatur. Die Covergestaltung der deutschen Ausgabe möchte ich außerdem hervorheben. Sie ist wirklich wunderschön, ebenso laut wie farbenfroh, und das spiegelt sich im Inhalt wieder. "Zwischen Himmel und Erde" ist ein Buch, das man als Leser*in mit allen Sinnen erfassen sollte. Das Zeit braucht, um sich zu entfalten, und das man nur schwer mit einer halben Gehirnhälfte wegsnacken kann. Es benötigt eine gewisse Konzentration und die Kapazität, sich mit dem Text auseinandersetzen zu wollen. Wenn diese Voraussetzungen gegeben sind, kann sich die Geschichte am besten entfalten.
Das Buch empfehle ich schon allein deswegen, weil es weibliche Stimmen in einem politischen Kontext zeigt und sich so sehr bemüht, eine andersartige Form des Ausdrucks in der Literatur zu finden. Manchmal ist es allerdings schwer dem Text zu folgen. Manche Aussagen werden von der laut schreienden Stilistik übertönt, bzw. der große Gesamtbild geht verloren.
Das Zusammenspiel aus Form und Inhalt hätte etwas nuancierter sein können.