Dysfunktionale Familie

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waterlilly Avatar

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Vanja, Sally und Josefin – Großmutter, Mutter und Tochter. Drei Frauen einer Familie, die vor allem eine Parallele haben, die Töchter haben keinen Kontakt zu ihrer Mutter.
Während der Grund bei Sally und Josefin von Anfang an klar benannt wird, ist die Ursache für das nicht existierende Verhältnis zwischen Vanja und Sally komplexer und bleibt für lange Zeit des Romans ein Mysterium, dass den Leser neugierig macht und welches man gerne ergründen möchte.
Sowohl das Cover als auch der Titel von „Zwischen Himmel und Meer“ gaukeln dem Leser einen Wohlfühlroman vor. Von diesem Eindruck sollte man sich nicht täuschen lassen, denn die Geschichte hat durchaus mehr Tiefgang, als man auf den ersten Blick erwartet. Die Stimmung ist angespannt und die familiären Zerwürfnisse haben für viele angestaute Emotionen gesorgt, die nun an die Oberfläche kommen, da alle drei Frauen nach Jahren der Distanz im selben Ort leben.
Erzählt wird abwechselnd aus der Sicht von Vanja, Sally und Josefin. Interessant fand ich alle drei Charaktere, sympathisch war mir zunächst einmal vor allem Josefin. Die anderen beiden wirken grundsätzlich nett aber mir fällt es schwer, Verständnis dafür aufzubringen, warum man sich von seiner Tochter abwendet.
Sally zu verzeihen fiel mir noch relativ leicht, da sie ihr Verhalten bedauert und nachvollziehbar erklärt. Über Vanja hingegen konnte ich nur immer wieder den Kopf schütteln und je länger ich las, desto unmöglicher fand ich ihre Einstellung gegenüber ihrer Tochter.
Diese Geschichte ist durchgängig eher düster. Neben den familiären Problemen haben die Protagonisten mit Trauer, Geldsorgen, Existenzängsten und der allgemeinem Suche nach einem Platz im Leben zu kämpfen.
Es sind Probleme, die sich real anfühlen, die Menschen in dieser oder ähnlicher Form tatsächlich haben. Es ist dadurch allerdings kein Buch, welches den Leser aufmuntert oder bei der man besonders gut entspannen kann. Ich fand eher, dass mich der Roman irgendwie runterzieht, auch wenn mir das Setting in Schweden und das beschriebene Landleben sehr gut gefallen haben. Auch den Schreibstil von Anna Fredriksson mochte ich grundsätzlich gerne. Die Kapitel hatten eine angenehme Länge und obwohl die Handlung stellenweise eher ruhig ist, lässt sich das Buch gut lesen ohne dass Langeweile aufkommt.
Der Klappentext hatte mir ein wenig etwas anderes suggeriert, war ich doch insbesondere auf das Bed & Breakfast gespannt, da ich selber gerne eine kleine Pension hätte. Hier muss man ein wenig Geduld mitbringen, denn so richtig wird es in dieser Sicht wohl erst in der Fortsetzung der Buchreihe weitergehen.
„Zwischen Himmel und Meer“ war komplett anders als ich es mir vorgestellt hatte und doch auf seine Art ein Roman, der durchaus lesenswert ist. Ich denke, dass ich auch Band 2 lesen werde.