Frühling - Aufbruch in ein neues Leben

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elohym78 Avatar

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Völlig überraschend verstirbt Onkel Ake. Für die ganze Familie ein Schock, denn so sind sie gezwungen, aufeinander zu treffen. Während es den einen freut, ist es dem anderen ein Graus. Denn neben Verletztheit prägen auch Geheimnisse den Frieden. Drei Frauen, drei Geschichten, drei Hoffnungen, ein kleiner Ort an der Ostsee.

Das Cover zeigt ein knallrotes Holzhaus, an dessen Zaun ein Hinweis auf ein Bed & Breakfast ist. Der blühende Garten umspielt das Haus, eine bunte Blumenwiese ist im Vordergrund zu sehen. Ich finde es wunderschön und sehr ansprechend zum Titel des Buches gewählt. Einen Zusammenhang zum Inhalt des Buches konnte ich leider kaum erkennen, da ich mir Akes Kapitänshaus und seinen Garten mit den blühenden Rosen und Apfelbäumen anders vorgestellt habe. Trotzdem lädt es zum Träumen ein.

Anna Fredriksson erster Teil der Jahreszeiten-Saga hat mir sehr gut gefallen. Sie schreibt flüssig, bewegend und erschafft eine angenehme Wohlfühl-Atmosphäre. Während Sally in einer Kneipe arbeitet, deren schaler Duft fast bis zu mir durchdringen konnte und ich ihre Verzweiflung spürte, scheint es ihrer Tochter Josefin besser ergangen zu sein. Denn sie lebt in und mit der Natur und bewirtschaftet einen Bauernhof in dem kleinen Ort Kivik an der Ostsee. Doch auch sie ist verzweifelt, nur wegen anderer Dinge. Was beiden Freuen gemein ist, sie bangen vor dem Zusammentreffen mit der jeweils anderen. Als dritte im Bunde, Oma und Mutter Vanja; auch sie fühlt sich nicht wohl in ihrer Haut und mit ihrem Leben. Drei Frauen, drei Schicksale und alle durch Familienbande eng verbunden und könnten sich nicht weiter voneinander entfernt haben.

Anna Fredriksson lebt, leidet und lacht mit ihren drei außergewöhnlichen Protagonistinnen. Jede Frau ist unterschiedlich, geprägt von ihrem Leben und ihrem Schicksal und doch könnten sie nicht enger verbunden sein: Blut ist eben dicker als Wasser.
Mit Vanja nimmt die tragische Geschichte ihren Anfang. Als diese ihre Tochter Sally zur Welt bringt, scheint alles wunderbar. Sie liebt ihren Mann, ihr Leben, ihr Kind. Und doch machen sich Depressionen breit, Überforderung, Zukunftsängste. Ganz Kind ihrer Zeit in den wilden 69' Jahren, scheint das Leben ohne Anhang mehr zu bieten, als die biedere Alternative mit Mann und Kind. Doch schnell wird klar, dass Vanja eine verlorene Seele ist, ohne Ruhepunkt. Selbst in ihrem jetzt hohen Alter wirkt sie rastlos und getrieben.
Ganz im Gegensatz zu ihrer Enkelin Josefin, die mit ihrem Lebensgefährten Harald als Selbstversorger auf einem Bauernhof lebt. Ursprünglicher und bodenständiger geht es kaum. Und doch ist diese Bodenständigkeit nur Fassade. Unter der Oberfläche brodelt es.
Das Bindeglied ist Vanjas Tochter Sally. Als Kind von der Mutter verlassen, will sie ihrer Tochter Josefin die Mutter sein, die ihr immer gefehlt hat. Doch als Sally sich eines Tages zwischen Mann und Kind entscheiden muss, trifft sie die falsche Wahl. Jetzt, Jahre später, erkennt sie ihren Fehler.

Drei wirklich tolle Frauen auf der Suche nach ihren Wurzeln, ihrer Basis, ihrem Halt im Leben. Eine schöne Geschichte, die mich fesselte. Hin und wieder erschien es mir etwas holprig und die Gedankensprünge der Protagonisten stürmisch, aber auch sehr unterhaltsam. Ich bin auf den nächsten Teil der Saga gespannt!

Mein Fazit
Anna Fredriksson erschafft nicht nur eine tolle und lesenswerte Umgebung, sondern auch Spannung, die die Zeilen wie nichts an mir verbeirauschen ließen.