Zu langatmig und anstrengend teilweise

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athene1989 Avatar

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„Zwischen zwei Herzschlägen“ von Eva Carter hat mich im ersten Moment erschlagen, denn das Buch hat knapp über 550 Seiten. Ich war aber durchaus gespannt, was mich auf den ganzen Seiten erwartet und wurde leider weitestgehend enttäuscht. Dabei fand ich den Klapptext und die Leseprobe wirklich interessant.
Das Buch startet Silvester 1999. Während die Menschen auf das Millennium warten, steht die Oberstufenschülerin Kerry bei ihrem besten Freund Tim und beobachtet den gleichaltrigen Joel, für den sie heimlich schwärmt, beim Fußballspielen mit seinen Freunden. Doch plötzlich stürzt dieser zu Boden und bleibt bewegungslos liegen. Nur Kerry scheint zu wissen, dass er sich in Lebensgefahr befindet. So hechtet sie rüber und versucht ihn mit Herzmassagen und Mund-zu-Mund-Beatmung wieder zurückzuholen. Achtzehn Minuten ist Joel tot, ehe es die herbeigerufenen Sanitäter schaffen, ihn zurückzuholen. Diese Nacht verändert sein gesamtes Leben, aber auch das von Kerry und Tim…
Ich hatte erwartet, dass das Buch diese Geschichte recht detailliert beschreibt und den Weg der dreien begleitet, was es auch tat, allerdings über einen Zeitraum von insgesamt 18 Jahren. Das hat dann wenigstens die Dicke des Buches erklärt. Leider bestand über die Hälfte davon aus Drogenkonsum, wie die Personen abstürzen, andere belügen, clean werden und wieder versinken. Natürlich ist das ein wichtiges Thema und ich finde es auch gut, dass es nicht verharmlost wird, aber das war viel zu viel von all dem. Allgemein hat sich das Buch mit viel unnützem Kram aufgehalten und andere Sachen kamen dafür meiner Meinung nach zu kurz, gerade das Ende war sehr schnell und kurz abgewickelt, was ich schade fand. Da hätte ich mir dann mehr gewünscht. Aber um dorthin zu kommen, war es ein sehr langer Weg, nicht nur wegen der ganzen Drogengeschichte. Kerry stand andauernd zwischen Tim und Joel und irgendwie kam es mir oft so rüber, dass wenn es mit dem einen gerade nicht lief, wollte sie den anderen, aber wenn das auch nicht so prickelnd war, ging sie zum kleineren Übel zurück. Gut, es gibt solche Dreiecksgeschichten auch im wahren Leben, wo sie eine Person nicht zwischen zweien entscheiden kann und immer dorthin geht, wo es ihr gerade besser gefällt. Aber hier war mir das manchmal zu theatralisch.
Ich kam mit Kerry aber auch nicht so ganz klar. Einerseits war sie sehr aufopferungsvoll, hat alles getan, damit Tim Medizin studieren kann, hat sich um dessen kranke Mutter gekümmert und sich immer hintenangestellt, aber genau das fand ich dann auch oft zu anstrengend, als wäre sie eine Heilige, die dann aber zwischen zwei Männern steht und an sich jeden damit verletzt. Die Jungs hingegen konnte ich besser nachvollziehen. Tim tat mir leid, da sein Vater ihn und seine Mutter früh verlassen hat und er sich somit um seine kranke Mutter kümmern musste, die alles andere als herzlich zu ihm war und viel von ihm erwartet hat. Der Druck lastete somit schon sehr früh auf seinen Schultern. Das Gefühl kenne ich selbst sehr gut. Sowas ist sehr belastend und daher konnte ich ihn weitestgehend verstehen, auch wenn ich viele Entscheidungen von ihm dennoch nicht nachvollziehen konnte, gerade bei einer nach seiner Reise nach Indien. Dass Joel durch seinen zerbrochenen Traum Profifußballer zu werden leidet, verstehe ich, immerhin hatte er eine glänzende Zukunft vor sich. Doch teilweise ist er mir zu sehr ins Selbstmitleid abgerutscht und hat jeden wie Dreck behandelt. Bei ihm habe ich auch oft zwischen Verständnis und Unverständnis gehangen. Ich glaube aber, wenn man sowas noch nie erlebt hat, kann man auch vieles nicht verstehen.
Alles in allem hätte mir das Buch besser gefallen, wenn es nicht so lang gewesen wäre. Es war einfach zu viel, zu langatmig und teilweise auch unnütz, während andere, wichtigere Sachen, dann zu kurz kamen. Die ganze Drogengeschichte war viel zu dramatisch aufgeplustert. Daher kann ich dem Buch nur gutgemeinte drei Sterne geben.