Neuanfang in der Lebensmitte

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sophia95 Avatar

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Nachdem die erwachsenen Kinder aus dem Haus sind, fängt Jenni Mäki von vorne an. Sie trennt sich von ihrem Mann Jussi, der sie mit einer jüngeren Frau betrogen hat, ändert ihren Namen in Jenny Hill und muss lernen, als knapp 50-jährige Frau von vorne anzufangen.
Minna Rytisalos Roman ist durchweg feministisch. Immer wieder webt sie gesellschaftliche Fragen in Jennys Geschichte ein. Im Grunde ist der Roman ein Rückblick auf Jennys Leben als Jenni Mäki, ihr Aufwachsen, ihre Rollenbilder, darauf, wie sie gelernt hat, Frau zu sein. Aber Rytisalos Roman behandelt vor allem auch viele Gefühle, die vorwiegend Frauen zugeschrieben werden. So wie etwa Scham - darüber, nicht genug zu sein, nicht genug Frau zu sein, nicht genug zu sein als Mutter, Ehefrau, Tochter. Oder auch Wut, die sich vor allem mit Jennys Emanzipation von ihrem alten Leben mit Jussi entwickelt.
Begleitet wird Jenny dabei von den Ajattaras, Märchenfiguren wie Dornröschen, Schneewittchen und Rapunzel, die ihre Geschichten erzählen. Nicht so, wie sie in den Märchen erzählt werden, sondern so, wie sie laut ihnen wirklich stattgefunden haben. In denen waren sie rebellische, laute, sexuelle und auch fortschrittliche Frauen, die sich das genommen haben, was sie wollten.
Es waren vor allem auch diese Geschichten, die ich wirklich sehr interessant und unterhaltsam fand und die mir dabei geholfen haben, an dem Buch dranzubleiben. Denn zwischendurch hat das Buch ein bisschen an Tempo verloren, ist ein bisschen dahingeplätschert, da die Story vor allem aus den Einblicken in Jennys Leben besteht.
Dennoch hat mir "Zwischen zwei Leben" sehr gut gefallen! Es ist definitv ein Buch, dass mich zum Nachdenken angeregt hat, mit schöner Sprache und einer guten Story :)