Auf der Suche nach den Wurzeln - Zwischen düsterer Vergangenheit und hoffnungsvoller Zukunft

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anne2809 Avatar

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Grundsätzlich bin ich kein großer Fan von Büchern, deren Handlung sich auf verschiedenen Zeitebenen abspielt.
Aber da ich Teresa Simon alias Brigitte Riebe als Autorin sehr schätze, musste ich einfach einen weiteren Versuch starten.
Und ich wurde - natürlich - nicht enttäuscht.
Julia Matthiesen, junge Hamburgerin, Goldschmiedin mit eigenem Lädchen, Single und offen für Neues, reist nach dem Tod ihres geliebten Großvaters Gianni Conti in die Toscana, um in dem kleinen Dorf, aus dem er stammte, mehr über seine Herkunft - ihre Wurzeln - zu erfahren.
Mithilfe des jungen Matteo Conti - ist die Namensgleichheit nur Zufall oder mehr? - macht sie sich auf Spurensuche. Dabei enthüllt sie eine Familiengeschichte, die hoch interessant, spannend, tragisch und leider zum Teil auch unerträglich grausam ist.
Das Buch lässt sich in drei verschiedene Themenschwerpunkte unterteilen.
Da sind zum einen die historischen Ereignisse während des 2. Weltkrieges. Die Geschichte der italienischen Resistenza und der sogenannten IMIs, italienische Soldaten, die nach Deutschland verschleppt wurden und dort als Militärinternierte unter grausamsten Bedingungen Zwangsarbeit verrichten mussten, war mir bisher nicht so wirklich bekannt.
Wie immer bei der Autorin, die ja auch Historikerin ist, bis ins Detail recherchiert. Keine leichte Kost, beim Lesen war ich oft den Tränen nahe. Aber wichtig, dass diese Ereignisse nicht vergessen werden und sich niemals wiederholen dürfen.
Das zweite ist die (tragische) Geschichte der Geschwister Conti, die von Liebe, Verlust und (scheinbarem?) Verrat erzählt. Auch hier schafft es die Autorin mit ihrer bewegenden Erzählweise, dass ich mich sehr gut in die Protagonisten hineinversetzen kann und auf jeder Seite mitleide.
Und schließlich 3. eine aktuelle (1998) Liebesgeschichte.
Für mich der schwächste Teil und leider der Grund, warum ich mich nicht zum fünften Stern durchringen konnte.
Denn das war mir alles ein wenig zu viel des Guten.
Aber das ist natürlich Geschmackssache. Anhänger von Liebesromanen werden auch diesen Teil mögen, und bei all den düsteren Geschehnissen der Vergangenheit braucht es ja auch Hoffnung auf die Zukunft...
Auf jeden Fall hatte die Lektüre bei mir noch den positiven Nebeneffekt, dass sie richtig Lust macht auf eine Reise in die Toscana.
Ein paar typisch italienische Rezepte zum Schluss runden das Ganze noch ab.
Insgesamt gute vier Sterne und auf jeden Fall eine Leseempfehlung von mir.