Familiengeheimnisse unter toskanischer Sonne

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
linschi Avatar

Von

Achtung, Fernweh-Gefahr! Wer Zypressensommer zur Hand nimmt, sollte sich auf eine Reise einstellen – nicht nur in die heiße Toskana mit ihren Zypressen, Olivenhainen und charmanten Dörfern, sondern auch mitten hinein in ein Familiengeheimnis, das so geheim war, dass es selbst der Protagonistin Julia den Atem raubt.

Was als harmlose Spurensuche nach dem Tod ihres geliebten Großvaters beginnt, entwickelt sich für Julia zur emotionalen Achterbahnfahrt durch Vergangenheit und Gegenwart. Ein mysteriöser Zettel, ein verschlafenes toskanisches Dorf und – natürlich – ein äußerst charmanter Matteo, der nicht nur Cappuccino machen kann, sondern auch Julias Herz ordentlich auf Touren bringt.

Doch Zypressensommer ist weit mehr als Italienromantik mit Olivenzweig: Simon gräbt tief – bis in die Wirren des Zweiten Weltkriegs, wo Mut, Schweigen und Schuld zum Alltag gehörten. Die Passagen zur Resistenza sind kein laues Sommerlüftchen, sondern eindringlich, bewegend und beeindruckend gut recherchiert.

Teresa Simon schreibt mit Gefühl, aber ohne Kitsch – sie hat das seltene Talent, große Emotionen mit Leichtigkeit zu servieren. Ihre Sprache ist bildgewaltig, die Figuren lebensecht, und zwischen all dem Herzschmerz und der Historie bleibt sogar Platz für ein bisschen Humor und Lebenslust.

Ein Roman wie ein kunstvoll komponiertes Menü: vielschichtig, fein abgestimmt und mit bleibendem Nachhall. Süße Erinnerungen, bittere Wahrheiten und die cremige Wärme menschlicher Nähe verbinden sich zu einer eindrucksvollen Erzählung. Wer bewegende Familiengeschichten, authentisches italienisches Flair und starke, glaubwürdige Frauenfiguren schätzt, findet in Zypressensommer eine ebenso berührende wie fesselnde Lektüre – mit einer Prise Fernweh inklusive.