Gelungener "Liebesroman" mit historischem Hintergrund

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rflieder Avatar

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Einerseits ist das Buch „Zypressensommer“ der Historikerin Brigitte Riebe (Pseudonym „Teresa Simon“) ein Liebesroman und eine Liebeserklärung an die Toscana, andererseits ein historischer Roman, in dem sie das Leben der italienischen Bevölkerung unter deutscher Besatzung in den Jahren 1943 – 1945 und das Schicksal der „IMIs“ (steht für "Italienische Militärinternierte“) thematisiert. Dieses Format war für mich neu.
Nach Eingewöhnungsschwierigkeiten, ich fand die Handlung zunächst zu gefühlsbetont und romantisch, habe ich mich aber eingelesen und mit den Protagonisten mitgefiebert.
Das Buch stellt geschickt die (fiktive?) Leichtigkeit des heutigen Lebens in Italien, das „Dolce Vita“, in Kontrast zu den Geschehnissen unter deutscher Besetzung. Man verliebt sich beim Lesen in die toskanische Landschaft, die Städte und die Menschen. Schon das schöne Cover hat mich angesprochen. In abwechselnden Zeitsträngen werden die damaligen tragischen Ereignisse und die Recherchen der jungen Hamburgerin Julia 1998 zu ihren italienischen Wurzeln geschildert. Etwas anderes als ein Happy End hätte nicht gepasst.
Gelungen finde ich die Einbindung der italienischen Sprache, ich habe für meinen bevorstehenden Italienurlaub dazu gelernt. Ebenfalls gut ist der Anhang, in dem die historischen Grundlagen sachlich beschrieben werden. Und als Zugabe gibt es noch toskanische Rezepte.
Ich kann mir vorstellen, dass viele Leser*innen erst über Romane wie „Zypressensommer“ mit den Niederungen der deutschen Geschichte konfrontiert werden, eine vermutlich bewusste Methode der promovierten Historikerin Riebe/Simon. Auch deshalb meine Leseempfehlung für alle, die sich durch einen Liebesroman nicht vom Lesen abhalten lassen.