Leichte Lektüre oder schwere Kost?

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
wannabewriter Avatar

Von

Das Cover von Teresa Simons Zypressensommer verspricht Italienflair; der Klappentext eine interessante Mischung aus zwei Erzählsträngen: Die Geschichte von Gianni Conti und dessen Familie als er 1943 unfreiwillig von Italien nach Deutschland kommt und die seiner Enkelin Julia, als sie 1998 sich nach dessen Tod auf Spurensuche nach der italienischen Familiengeschichte in die Toskana begibt.

Aber hält die Geschichte, was sie auf den ersten Blick verspricht? Mich hat sie leider nicht überzeugen können. Mit Julia bin ich z.B. gar nicht warm geworden und das bereits so ziemlich von Anbeginn an, was meinen Blick auf Dialoge und Interaktionen vielleicht kritischer hat werden lassen, als ich es gewollt hätte. Etwas abwegig fand ich z.B., dass Matteo und Julia (beide Ende 20/Anfang 30) sich bei ihrer ersten Begegnung und auch noch nach dem ersten Gespräch siezen. Das wäre vlt. bis noch max. in die 1960er so gewesen, aber spätestens danach nicht mehr.

Zypressensommer gibt Einblicke in die Umstände und auch Zustände der italienischen Kriegsgefangenen u. Zwangsarbeiter in Deutschland, was interessant ist. Vielleicht hätte es mir besser gefallen, wenn Giannis Geschichte fortlaufend bis zu seinem Tod erzählt worden wäre inkl. einem Folgeband, in dem Julia auf den von ihrem Großvater nie erwähnten Familienteil (seinem Bruder Vito) in Italien trifft.