Vergessene Opfer

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hohleborn8 Avatar

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Die Autorin Teresa Simon rückt das Schicksal der "italienischen Militärinternierten" , kurz IMI genannt, während und nach des 2. Weltkrieges in den Mittelpunkt eines bewegenden Familienromanes, der den Bogen von der Gegenwart bis zu den Jahren 1943 bis 1945 schlägt.
Julia, die junge Goldschmiedin aus Hamburg, reist in die alte Heimat ihres verstorbenen Nonno, in die Toscana, um sein Vermächtnis zu erfüllen. Auf den Spuren ihres geliebten Großvaters versucht sie Nachfahren ihrer Familie in dem kleinen Dorf Lucignano zu finden und stolpert über den charismatischen Matteo. Nach und nach legen sie die Wahrheit der lange zurückliegenden Vergangenheit offen. Damit stoßen sie auf die traurige Liebesgeschichte von Julias Nonno und Matteos Großmutter.
Das Buch offenbart nicht nur die traurige Realität der IMI, die nach ihrem demütigem Aufenthalt als Zwangsarbeiter in Hitlerdeutschland im Italien der Nachkriegszeit als Kollaborateure der Nazis angefeindet wurden, es widmet sich auch der Probleme der mutigen Kämpfer der Resistenza.
Die oft emotional sehr berührende Familiengeschichte der schwierigen Zeit der deutschen Belagerung Italiens wird durch die optimistische Liebesgeschichte, welche im Jahr 1998 handelt, gut verpackt,so dass sich auch die tragische Geschichte von Giulia für den Leser verträglich liest. Ich finde es sehr klug, dass die aktuelle Familiengeschichte nicht in der Gegenwart, also den 2020-er Jahren des jetzigen Jahrhunderts, sondern schon in 1998 angesiedelt wurden, weil ansonsten die dargestellten Augenzeugen der Kriegszeit, wie der alte Tommaso und die Pensionswirtin Martelli sich schon im sehr fortgeschrittenen Alter befinden würden. So ist es doch glaubwürdiger.
Das Buch zeigt, wie weit Italien und Deutschland die tiefen Gräben der Nazizeit überwunden haben und die beiden Völker zusammengewachsen sind und weckt Optimismus für die Zukunft.