Vielschichtige Familiengeschichte

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tigercat666 Avatar

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Margo und Richard galten einst als das Traumpaar – leidenschaftlich, unzertrennlich und für immer verbunden. Doch Richard, der zunehmend dem Alkohol verfällt, verlässt die Familie ohne Vorwarnung. Für Margo beginnt eine schwere Zeit, in der sie sich zurückzieht und ihre Töchter der Obhut ihrer Schwester Alice und enger Freunde überlässt – allein mit dem plötzlichen Verlust des Vaters. Als sie langsam wieder ins Leben zurückfindet, nimmt sie ihren Mädchennamen wieder an, und fortan sind sie die Garnett Girls. Richard spielt keine Rolle mehr, und Margo spricht nie wieder über ihn. Dieses Schweigen wird zu einem Tabu, das wie ein Schatten über der Familie liegt und besonders die Töchter daran hindert, ihren eigenen Weg zu finden.

Rachel, die Älteste, bemüht sich unermüdlich, die Familie zusammenzuhalten. Diese Verantwortung erdrückt sie, denn eigentlich möchte sie mit ihrer eigenen Familie in London leben – doch sie stellt ihre Bedürfnisse zurück. Imogen steht kurz vor der Hochzeit mit William, doch ihre Zweifel wachsen: Geht es ihr um Liebe oder um das Erfüllen äußerer Erwartungen? Sasha, die Jüngste, wirkt wütend und orientierungslos. Auch sie sucht ihren Platz im Leben – mit dem Wunsch, einfach dazuzugehören.

Jede der Schwestern geht auf ihre Weise mit dem Erbe ihrer Kindheit um. Neben dem offenen Schmerz über den Verlust des Vaters steht ein unausgesprochenes Geheimnis, das wie eine unsichtbare Grenze zwischen ihnen verläuft. Bindungsängste, familiäre Erwartungen und die Suche nach dem eigenen Glück prägen ihre Wege. Georgina Moore gelingt es, ihre Figuren mit Feingefühl und psychologischer Tiefe zu gestalten – nahbar, lebendig, verletzlich.

Besonders hervorzuheben ist die atmosphärische Kulisse der Isle of Wight, die als Zufluchtsort und Sehnsuchtsraum der Familie dient. Moore fängt die landschaftliche Schönheit eindrucksvoll ein und verwebt sie stimmig mit den inneren Konflikten ihrer Figuren.

Fazit:
Stellenweise erschien mir die Handlung etwas zu dramatisch, doch im Rückblick schmälerte das das Lesevergnügen nicht: Moore fügte die vielen Themen und Erzählstränge schlüssig ineinander und schaffte ein überzeugendes Gesamtbild.Die Garnett Girls ist ein bewegendes Familienporträt über Liebe, Verlust und den Wunsch nach Selbstbestimmung. Der Roman zeigt, wie sehr Schweigen lähmen kann – und wie notwendig es ist, sich davon zu befreien, um neu anzufangen. Ein eindringlicher, feinfühlig erzählter Roman über weibliche Selbstbehauptung, familiäre Prägung und den Mut zur Veränderung.