Cardell ermittelt

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durga108 Avatar

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Kurz zum Inhalt: "Stockholm, 1793. Während in Frankreich die Revolution tobt, brodelt es in Schweden unter der adeligen Oberfläche. In einem See bei Stockholm finden Kinder den entstellten Leib eines Mannes, dem Arme und Beine abgeschnitten wurden, dies allerdings von professioneller Hand. Dies bringt den Ermittler und Juristen Cecil Winge auf den Plan, der bei der Stockholmer Polizei für besondere Verbrechen zuständig ist. Durch eine Tuberkulose im Endstadium weiß er, dass dies sein letzter Fall sein wird. Zur Seite steht ihm der traumatisierte Kriegsveteran Mickel Cardell, dessen linker Arm eine Holzprothese ist."

Niklas Natt och Dag erhielt für 1793 den schwedischen Krimipreisfür den besten schwedischen Debütroman sowie den Publikumspreis Buch des Jahres 2018, m.E. zu Recht. Das Buch wurde in 30 Sprachen übersetzt und 2020 erschien bereits die Fortsetzung 1794, die ich so schnell wie möglich hören werde.

1793 ist nichts für schwache Nerven und zarte Gemüter. Völlig ungeschminkt und oft auch brutal beschreibt Niklas Natt och Dag die Suche nach dem Mörder und das Leben im 18. Jahrhundert in Stockholm. Der Leser sieht beim Hören vor seinem inneren Auge die Gossen, man kann den Dreck fast riechen, die Bordelle, Kriegsveterane und Invalide, hungernde Kinder, Krankheit, Menschen, die ihrem Schicksal völlig ausgeliefert sind, ohne auch nur ein Funken Hofnung. Aber gerade diese Brutalität macht 1793 glaubwürdig. Ich schwankte beim Hören zwischen Faszination und Ekel, was mich auch über die eine oder andere Länge hinwegsehen lässt.

Einige Minuten benötigte ich, bis ich mich in Natt och Dags Sprache einhörte. Die Sprecher Philipp Schepmann und Simon Roden sorgen fast 13 Stunden lang für echten Hörgenuss.

Für Liebhaber historischer Krimis, die hart im Nehmen sind, ein Muss.